Dass es überhaupt zur Aufstellung des großen Bildes "People's Justice" kommen konnte, auf dem antisemitische Stereotype sehr drastisch und sichtbar dargestellt seien, verurteile man "auf das Schärfste", heißt es in einer am 24.6. veröffentlichten Mitteilung der Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und zum Schutz jüdischen Lebens.
Versäumnisse und Fehler bei Planung, Vorbereitung und Durchführung der documenta seien klarzustellen und Konsequenzen zu ziehen. Es dürfe keine finanzielle Förderung für Antisemitismus geben, erklärten die Beauftragten mit Verweis auf die öffentliche Förderung des Kunst-Events.
Die Verantwortlichkeiten müssten festgestellt werden. "Ansonsten wäre die documenta als die international bedeutendste Veranstaltung der Gegenwartskunst vollständig gescheitert", heißt es in der Erklärung.
Es dürfe nicht dabei bleiben, das Bild nur zu entfernen, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein.
Gesetzliche Grenze überschritten
Die nordrhein-westfälische Co-Vorsitzende der Bund-Länder-Kommission, die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), sagte, bei dem diskutierten Werk sei die Grenze der im Grundgesetz garantierten Kunstfreiheit "klar überschritten". "Volksverhetzende Darstellungen werden von ihr nicht gedeckt", betonte sie.
Bei der am Samstag in Kassel eröffneten "documenta fifteen" war auf einem riesigen Wimmelbild der indonesischen Künstlergruppe "Taring Padi" ein Mann in Anzug und Krawatte zu sehen. Haifischartige Raffzähne ragen aus dem Mund, daneben eine Zigarre. Eine angedeutete Schläfenlocke hängt herunter, auf dem Hut prangt die SS-Rune. Damit werden Juden mit Nazis gleichgesetzt. Auf einem anderen Detail wird unter einem Kanonenrohr eine Person in Uniform gezeigt, sie trägt die Nase eines Schweins, das bei gläubigen Juden als unrein gilt. Auf dem roten Halstuch ist der Davidstern zu sehen, auf dem Helm der Name des israelischen Geheimdienstes Mossad.
Nach öffentlichen Protesten wurde das Bild "People's Justice" am 20. Juni zunächst mit schwarzen Tüchern verhängt, tags darauf dann auf Beschluss des documenta-Aufsichtsrates entfernt.