Experten sehen mehrere Ursachen für Dacheinsturz

 Lars Eisenhut (li.) und Ulrich Huster praesentieren einen der zerstörten Dachbalken
epd-bild/Andreas Fischer
Der Einsturz, bei dem niemand verletzt wurde, sei nicht vorhersehbar gewesen, betonten Lars Eisenhut (li.) und Ulrich Huster von den Gutachtern, die den Bericht und den zerstörten Dachbalken in der Elisabethkirche in Kassel präsentierten.
Kasseler Elisabethkirche
Experten sehen mehrere Ursachen für Dacheinsturz
Der Einsturz des Daches der katholischen Kasseler Elisabethkirche vor rund acht Monaten hat laut Fachleuten mehrere Ursachen. Laut einem Gutachten sind Verbindungen im Firstbereich des rund 15 Meter breiten Holzdaches mangelhaft ausgeführt worden.

Laut einem am Donnerstag vorgestellten Gutachten sind neben den mangelhaften Verbindungen noch  witterungs- und konstruktionsbedingte Spannungen in der Dachkonstruktion dazu gekommen. Auch habe ein nachträglicher Dachaufbau der 1959/60 erbauten Kirche zu zusätzlichen Belastungen geführt. 

Der Einsturz am 6. November 2023, bei dem niemand verletzt wurde, sei aber nicht vorhersehbar gewesen, betonte Ulrich Huster von den Gutachtern der Firma "HAZ Beratende Ingenieure für das Bauwesen GmbH".

Die sogenannten Generalkeilzinkenverbindungen, mit denen die jeweils bis zu fünf Meter langen Holzträger verzahnt waren, hätten sich im Firstbereich im Lauf der Jahre wie ein Reissverschluss von unten nach oben geöffnet, da der Leim teilweise nur mangelhaft aufgetragen worden sei. "Perfekt ausgeführt wäre die Konstruktion kein Problem gewesen", sagte Gutachter Lars Eisenhut. Da die kritischen Stellen am First mit Holz verkleidet waren, sei die Gefahr nicht erkennbar gewesen. Ein Foto, das ein Besucher des nahegelegenen Rathauses kurz vor dem Einsturz von der Kirche und ihrer Umgebung gemacht hatte, zeigt einen leichten Knick im Dach, das wenig später gegen 13 Uhr einstürzte und unter anderem auch die Orgel massiv beschädigte.-

In Folge des Einsturzes seien im Bistum Fulda 31 Kirchen, die möglicherweise auch gefährdet waren, überprüft worden, ergänzte Diözesanbaumeister Martin Matl. Zwei habe man vorübergehend gesperrt, sie seien aber nach Sicherungsmaßnahmen wieder freigegeben worden. Eine identische Konstruktion wie die der Elisabethkirche gebe es im Bistum aber nicht. Die Erkenntnisse des Gutachtens würden auch bundesweit geteilt, sagte er. Der Versicherung sei das Gutachten ebenfalls vorgelegt worden und werde dort ausgewertet.

In der zentral gelegenen Kirche fanden außer Gottesdiensten auch kulturelle Veranstaltungen statt, unter anderem Begleitausstellungen zur documenta. Über die zukünftige Nutzung der Kirche sei jetzt ein Beratungsprozess gestartet worden, an dem sich die Bevölkerung mittels einer Internet-Umfrage beteiligen könne, sagte Pfarrer Andre Lemmer. Derzeit trage die Kirche noch ein Gerüstdach, unter dem keine Veranstaltungen erlaubt seien. Dies sei erst mit dem angestrebten Bau eines provisorischen Daches möglich.