Berlin (epd). Mehrere Verbände haben vor der Beratung über eine mögliche Neuregelung der Hilfe beim Suizid ein Gesetz zur Verhinderung von Selbsttötungen gefordert. Vor der Sterbehilferegelung müsse Suizidprävention gesetzlich verankert werden, forderten unter anderem der Deutsche Hospiz- und Palliativverband und die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention am Donnerstag in Berlin. „Wir müssen erst einmal Bremsen bauen, bevor wir das Auto losfahren lassen“, sagte die Vorsitzende der Gesellschaft für Suizidprävention, Ute Lewitzka.
Ihren Appell und Eckpunkte für eine solche Regelung übermittelten die Organisationen auch an Bundestagsabgeordnete. Zu den Forderungen gehört die Einrichtung einer zentralen Koordinierungs- und Beratungsstelle für Menschen, die überlegen, sich das Leben zu nehmen. Die Eckpunkte sehen auch eine Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung vor, um Sterbewünschen mit einer guten medizinischen Behandlung bei körperlichen Leiden zu begegnen. Die Organisationen fordern zudem eine Strategie gegen Einsamkeit und eine stärkere Thematisierung des Themas in der Aus- und Fortbildung.
Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar das zuvor geltende Verbot organisierter, sogenannter geschäftsmäßiger Hilfe bei der Selbsttötung kassiert. Es entschied, dass das Recht auf selbstbestimmtes Leben auch das Recht umfasst, sich das Leben zu nehmen und dabei Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Seitdem können Organisationen, die diese Form der Sterbehilfe anbieten oder vermitteln, legal in Deutschland tätig sein.
Der Bundestag berät am Freitag in erster Lesung über eine mögliche neue Regulierung der Suizidassistenz, etwa mit einer Beratungspflicht. Drei Gruppen von Abgeordneten jeweils verschiedener Fraktionen haben dazu Vorschläge vorgelegt, die auch noch in den Ausschüssen beraten werden müssen. Mit einer Entscheidung des Bundestags wird erst für den Herbst gerechnet.
Auch die Wohlfahrtsverbände der Kirchen, Diakonie und Caritas, erneuerten am Donnerstag ihre Forderung nach einem Gesetz zur Suizidprävention. „Das Parlament muss jetzt gesetzliche Regulierungen gestalten, um zu verhindern, dass Menschen in Erklärungsnot geraten, indem sie sich mit Suizidangeboten konfrontiert sehen“, sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. „Ein Suizidpräventionsgesetz ist unbedingt erforderlich und wäre ein starkes gesellschaftliches Zeichen des Parlaments für eine angemessene Balance von Lebensschutz und Selbstbestimmung“, erklärte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie.