Limburg (epd). Zum Pfingstfest hat der Limburger Bischof Georg Bätzing Hildegard von Bingen (um 1098-1179) gewürdigt. Die Äbtissin, Naturforscherin und Ratgeberin inspiriere Menschen innerhalb wie außerhalb der Kirche, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag in seiner Predigt im Limburger Dom. Sich dem Atem Gottes anzuvertrauen, darauf angewiesen sein, dass Gott einen bewege, dies sei nicht Schwäche, sondern die eigentliche Stärke der christlichen Existenz, sagte er mit Bezug auf die biblische Erzählung von der Ausgießung des Heiligen Geistes. „Pfingsten ist der Tag des christlichen Selbstbewusstseins - oder besser noch des gesunden christlichen Ich-Bewusstseins“, erklärte der Bischof.
Viele Anknüpfungspunkte des Wirkens Hildegards gebe es bis heute, sagte Bätzing. Dies betreffe etwa die Wissenschaft und Forschung oder das Bemühen um die Bewahrung der Schöpfung. Auch ermutige ihr Beispiel zur Ansprache von Mächtigen in der Kirche und Politik und sporne Frauen an, für eine ebenbürtige Rolle in Kirche und Gesellschaft zu ringen. Hildegard inspiriere, weil sie selber inspiriert, das heißt vom Geist Gottes bewegt, gelebt und gehandelt habe. „Dabei war sie keineswegs unerschütterlich. Ihre Stärke lag auch im Mut zur Schwachheit“, sagte der Bischof. Sie habe immer wieder von Krankheit und Leiden berichtet, aber genau das mache sie so sympathisch und glaubwürdig, „denn sie vertraut ganz auf Gott und seine Kraft.“
Hildegard von Bingen, bekannt geworden durch ihre mystischen und heilkundlichen Schriften sowie ihre Briefe an Kaiser und Papst, gründete ein Kloster am Rupertsberg bei Bingen und wurde zusätzlich Äbtissin des Klosters Eibingen bei Rüdesheim. Die zur Heiligen erklärte Hildegard wurde 2012 von Papst Benedikt XVI. in den Rang einer Kirchenlehrerin erhoben.