Hannover, Bielefeld (epd). Der Konfliktforscher Andreas Zick hat vor massiven gesellschaftlichen Konflikten infolge anhaltender Inflation gewarnt. „Das ist besonders dann der Fall, wenn sie mit Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit einhergehen. Dann entstehen Proteste, es bilden sich radikale neue politische Gruppen, und Populisten versuchen, Kapital daraus zu schlagen“, sagte der Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Sonntag).
Zick betonte, dass die Inflation schon jetzt Wirkung zeige, etwa in geringer Wahlbeteiligung abgehängter Gruppen. „Das ist für die parlamentarische Demokratie schwächend. Das Vertrauen in Politik schwindet, auch weil Politik die globale Inflation kaum ökonomisch regulieren kann.“ So habe die Rechtspopulistin Marine Le Pen mit dem Thema in Frankreich massive Stimmengewinne erzielen können. Der Zusammenhalt bröckle, gerade, weil er auf Wohlstand und ökonomischer Gerechtigkeit basiere.
Der Konfliktforscher sagte: „Es braucht keine Panik, aber einen klugen Blick auf den Zusammenhalt in solchen schwierigen Zeiten, und der muss in prekäre Gruppen gehen“. Politik müsse erklären, was warum passiert und woran es liegt. „Die Pandemie hat deutlich gemacht, wie relevant politische Kommunikation ist“, unterstrich Zick.