Essen (epd). Das katholische Hilfswerk Adveniat hofft, dass nach der Präsidentschaftswahl in Kolumbien am 29. Mai der Friedensprozess wieder in Gang kommt. Die vielfältigen Probleme des Landes ließen sich nur lösen, wenn die bewaffneten Konflikte zwischen Guerillas, paramilitärischen Gruppen und kriminellen Banden beendet würden, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks, Pater Martin Maier, am Donnerstag in Essen. „Wir unterstützen daher den Aufruf der kolumbianischen Kirche zu Verhandlungen mit den aktiven bewaffneten Gruppen, um das Blutvergießen zu beenden.“
Unter dem amtierenden Präsidenten Iván Duque habe die politisch motivierte Gewalt weiter zugenommen, beklagte Maier. „Nahezu täglich werden Friedensaktivistinnen, Menschenrechtsverteidiger und Umweltaktivisten eingeschüchtert, bedroht und getötet.“ Die künftige Regierung müsse diese Menschen wirksam schützen, die Morde der Vergangenheit aufklären und die Straflosigkeit beenden.
Der Adveniat-Geschäftsführer sieht auch eine Mitverantwortung Deutschlands, der Europäischen Union und der internationalen Gemeinschaft dafür, dass der 2016 unterzeichnete Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und der größten Guerillagruppe des Landes, Farc, nicht zum Auftakt eines umfassenden Friedensprozesses wurde. „Es genügt nicht, Frieden auf dem Papier zu schließen“, erklärte Maier. „Der Friedensvertrag hätte Punkt für Punkt umgesetzt werden und Deutschland, die EU und die internationale Gemeinschaft hätten diesen Prozess begleiten müssen. Beides ist nicht geschehen.“