Frankfurt a.M. (epd). Mehr als elf Millionen Hektar tropischen Waldes sind im vergangenen Jahr zerstört worden. Dies geht aus Berechnungen der Monitoring-Plattform Global Forest Watch hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurden. Besonders besorgniserregend sei die Zerstörung von 3,75 Millionen Hektar besonders wertvollen Urwalds, hieß es in dem Bericht, der auf Daten der Universität von Maryland basiert. Die Fläche entspricht der Baden-Württembergs. Tropischer Urwald sei besonders wichtig für das Speichern von Kohlendioxid und für die Artenvielfalt.
Zwar seien elf Prozent weniger tropischer Primärwald zerstört worden als 2020, doch im Jahr davor habe die Zerstörung um zwölf Prozent zugenommen, hieß es in dem von der stellvertretenden Direktorin von Global Forst Watch, Mikaela Weisse, und der Expertin Liz Goldman verfassten Bericht. Diese Trends zeigten, wie schwierig es werde, das auf der Klimakonferenz von Glasgow vereinbarte Ziel zum Stopp der Waldzerstörung bis 2030 zu erreichen.
Besonders viel Primärwald wurde demnach in Brasilien zerstört, eine Fläche von mehr als 1,5 Millionen Hektar, gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo (500.000 Hektar) und Bolivien (knapp 300.000 Hektar). Mehr als 40 Prozent des weltweiten Verlusts von Primärwald geht dem Bericht zufolge auf die Zerstörung brasilianischen Urwalds zurück. Die Daten zeigten die höchste Abholzungsrate seit 2006, vermutlich für die Viehhaltung. Die Autorinnen des Berichts warnen, dass der Amazonas-Regenwald früher als gedacht an den Kipp-Punkt kommen könnte, wo eine unumkehrbare Transformation in eine Savanne beginnen könnte - mit massiven Folgen für den Planeten.
Auch Schäden des nördlichen Nadelwaldgürtels geben den Daten zufolge Anlass zur Sorge, besonders in Russland, wo 2021 vor allem durch Feuer so viele Bäume zerstört wurden wie noch nie.
Positive Entwicklungen lassen sich den Berechnungen zufolge in Indonesien und Malaysia beobachten, wo der Verlust von Primärwald in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen ist. So ging der Verlust des indonesischen Primärwaldes im fünften Jahr in Folge zurück, 2021 um 25 Prozent. Indonesien sei auf dem Weg, einige seiner Klimaziele zu erreichen.