Umweltchemiker wirbt für Rücknahmepflicht bei Kunststoff

Umweltchemiker wirbt für Rücknahmepflicht bei Kunststoff
21.03.2022
epd
epd-Gespräch: Marie-Luise Braun

Lüneburg (epd). Der Umweltchemiker Klaus Kümmerer hat sich für eine Rücknahmepflicht für Kunststoffe ausgesprochen. Wenn Hersteller dazu verpflichtet würden, die von ihnen erzeugten Produkte wieder zurückzunehmen, lasse sich der Verbrauch von Kunststoff und die Menge an Plastikmüll verringern, sagte Kümmerer dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Es ist hier ein Perspektivwechsel notwendig.“

Bei der Produktion von Kunststoff müsse bereits das Ende der Nutzung mitgedacht werden, sagte Kümmerer, Professur für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen an der Leuphana Universität Lüneburg: „Also: Was passiert mit dem Kunststoff, wenn ein Produkt nicht mehr gebraucht wird oder kaputt ist?“ Eine Rücknahmepflicht sei auch für die Hersteller von Vorteil, weil sie diese Stoffe dann selbst wieder verwenden könnten: „Wer sein Produkt zurücknimmt, erhält seine Rohstoffe zurück und wird sich genau überlegen, was er zu Beginn hineintut.“

Das Recyclen von Kunststoffen sei aufwändig, sagte Kümmerer. Dabei müssten komplexe Schichten gelöst und abgebaut werden. Das erzeuge Folgeprobleme, weil dafür weitere Stoffe benötigt würden und Folgestoffe entstünden.

Grundsätzlich sollte auf Kunststoffe nicht ganz verzichtet werden, betonte der Umweltchemiker. Allerdings sollte aus seiner Sicht genau überlegt werden, wo und wie Kunststoffe eingesetzt werden. Kontraproduktiv etwa sei es, Obst oder Gemüse in Plastikfolie einzuwickeln: „Durch die Folien kommen erst Schadstoffe in die Lebensmittel hinein.“ Dabei handele es sich etwa um Weichmacher, „die beispielsweise vom Fett in den Schalen von Äpfeln aufgenommen werden, so in die Frucht gelangen und von uns gegessen werden“.