Die katholischen Bischöfe wollen ihr Vorgehen gegen geistlichen und sexuellen Missbrauch von Erwachsenen verschärfen. "Das Bewusstsein, dass sexualisierte Gewalt durch Kleriker und andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Kirche auch nach der Volljährigkeit vorkommt und streng zu ahnden ist, muss in der Kirche weiterwachsen und ihre pastorale Praxis prägen", sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei der Vorstellung eines neuen Seelsorge-Papiers der Bischöfe am Dienstag. Dazu bedürfe es einer Sensibilisierung und Schulung der Verantwortlichen in den Diözesen.
Noch bis Donnerstag treffen sich 66 katholische Bischöfe aus den 27 katholischen Diözesen auf ihrer Frühjahrsvollversammlung im oberfränkischen Vierzehnheiligen. Das Seelsorge-Papier mit dem Titel "In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche" greife erstmals das Thema des geistlichen und sexuellen Missbrauchs Erwachsener auf, betonte Kohlgraf, der Vorsitzender der Pastoralkommission der Bischofskonferenz ist. Bislang stand bei der Prävention und Aufarbeitung der Missbrauch von Minderjährigen im Fokus.
Mit dem Papier betonen die deutschen Bischöfe, dass es für sexualisierte Nähe und Kontakte in seelsorglichen Kontexten keine Toleranz gebe. In dem Dokument heißt es unter anderem, dass die Ausnutzung einer seelsorgerlichen Beziehung für Übergriffe bis hin zu sexuellem Missbrauch strafbar sei und sowohl bei der zuständigen Staatsanwaltschaft als auch innerkirchlich angezeigt werden müsse.
"Wir stehen bei der Aufarbeitung geistlicher und sexualisierter Gewalt in der Frauen- und Männerseelsorge noch ganz am Anfang", sagte Kohlgraf und forderte dazu auch eigene Richtlinien in den Diözesen. Bei der Aufarbeitung von Missbrauch in seelsorglichen Kontexten gehe es um die Glaubwürdigkeit kirchlicher Seelsorge, sagte er.