Berlin (epd). Der Berliner Philosoph und Sozialwissenschaftler Robin Celikates sieht in Protesten wie den Autobahnblockaden der Klimainitiative „Letzte Generation“ ein legitimes Mittel in der Demokratie. „Für mich ist eine Blockade auf der Autobahn zunächst einmal eine friedliche Form des Protestes“, sagte der Professor für Praktische Philosophie an der Freien Universität Berlin der „tageszeitung“ (Dienstag): „Nur weil Leute auf zum Teil natürlich sehr unangenehme Weise in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden, ist das nicht per se gewaltsam.“
Allerdings riskierten die Klimaaktivisten den Vorwurf der Nötigung, „wenn man keine zusätzliche Überzeugungsarbeit leistet“, betonte Celikates. Aktuell werde zu wenig über das gerechtfertigte Ziel, ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung durchzusetzen, gesprochen: „Alle reden über den Krankenwagen, der nicht durchkommt und über die schwangere Frau. Das liegt auch daran, dass der genaue Zusammenhang zwischen der Blockade der Autobahn und dem Anliegen nicht auf der Hand liegt, wie es zum Beispiel bei einer Castor-Blockade der Fall ist.“
Wenn es bei der Diskussion nur noch um die Skandalisierung der Mittel gehe, müsse überlegt werden, „ob es andere bessere Adressaten für Blockaden gäbe, etwa Lebensmittelkonzerne oder Ministerien“, sagte der Philosophieprofessor. Zugleich betonte er, die Diffamierung des Protestes als Erpressung, „die man aus der Bild-Zeitung oder konservativen Kreisen kennt, geht an der Realität des Protestes vorbei“. Die Aktivisten drohten weder mit Gewalt, noch forderten sie ein Lösegeld: „Sie wollen, dass im allgemeinen Interesse der jüngeren Generationen gehandelt wird“, sagte Celikates.