Passau (epd). Der Passauer Bischof Stefan Oster hat sich verwundert über die Erklärung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zum Münchner Missbrauchsgutachten geäußert. „Ich frage mich natürlich, wie diese 82-seitige Stellungnahme, die seine Unterschrift trägt, entstanden ist“, sagte Oster der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstag). Persönlich habe er Benedikt als grundehrlichen Menschen kennengelernt, der auch seinen bischöflichen Wahlspruch, „Mitarbeiter der Wahrheit“ sein zu wollen, sehr ernst nehme.
Der emeritierte Papst hatte am Montag seine Stellungnahme in einem entscheidenden Punkt revidiert. Entgegen seiner bisherigen Darstellung habe er doch an einer Ordinariatssitzung im Erzbistum München und Freising am 15. Januar 1980 teilgenommen, heißt es in einer vom Vatikan verbreiteten Erklärung. In der Sitzung ging es laut Gutachten um die Übernahme eines Priesters aus dem Erzbistum Essen, der als Missbrauchstäter aufgefallen war. Die falsche Aussage sei Folge eines „Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme“ gewesen, hieß es in der Erklärung Benedikts.
Bischof Oster sagte zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche: „Natürlich ist solch ein menschliches und institutionelles Versagen durch nichts zu rechtfertigen. Vor allem, dass die Betroffenen in der Vergangenheit so wenig im Blick waren.“