Kardinal Marx zu Missbrauchsgutachten: "Erschüttert und beschämt"

Kardinal Marx zu Missbrauchsgutachten: "Erschüttert und beschämt"

München (epd). Der katholische Münchner Erzbischof Reinhard Marx hat sich angesichts des Ausmaßes von Missbrauchstaten im Erzbistum München und Freising „erschüttert und beschämt“ gezeigt. Sein erster Gedanke gelte „den Betroffenen sexuellen Missbrauchs“ durch kirchliche Mitarbeitende, sagte der Kardinal am Donnerstag in seiner ersten Reaktion auf das Missbrauchsgutachten der Rechtsanwaltskanzlei „Westpfahl Spilker Wastl“.

Im Erzbistum München und Freising habe im Untersuchungszeitraum von 1945 bis 2019 sexueller Missbrauch „in einem erschreckenden Ausmaß“ stattgefunden, sagte Marx. Die Begegnungen mit Betroffenen habe bei ihm eine Wende bewirkt, betonte der Erzbischof. Sie hätten seine Wahrnehmung von Kirche verändert und veränderten diese weiterhin. Inhaltlich wollte Marx nicht auf das Gutachten eingehen und verwies stattdessen auf eine für kommende Woche angekündigte Pressekonferenz.

Dass sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche „nicht ernst genommen“ und Täter nicht zur Rechenschaft gezogen worden seien, wisse man seit Jahren - spätestens seit dem ersten Missbrauchsgutachten des Erzbistums aus dem Jahr 2010, sagte Marx. Als Erzbischof fühle er sich „mitverantwortlich für die Institution Kirche in den letzten Jahrzehnten“ und bitte als amtierender Erzbischof im Namen der Erzdiözese um Entschuldigung für das erfahrene Leid im Raum der Kirche.

Dem Gutachten zufolge haben sich Hinweise auf mindestens 497 Betroffene sexualisierter Gewalt gefunden. 60 Prozent der betroffenen Jungen waren zwischen acht und 14 Jahre alt. Die Rechtsanwälte erheben in ihrem Gutachten den Vorwurf des Fehlverhaltens gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. in vier Fällen. Kardinal Marx werfen die Gutachter vor, die Missbrauchsaufklärung nicht zur „Chefsache“ gemacht zu haben.