Düsseldorf (epd). Angesichts schneller und tiefgreifender Veränderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen braucht nach Ansicht des rheinischen Präses Thorsten Latzel auch die Kirche einen „wirklichen Systemwechsel“. „Unsere Form institutioneller Religiosität mit Gemeinden, Kirchenkreisen, Landeskirchen ist fragil“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland am Mittwoch bei einer digitalen Tagung der rheinischen Landessynode. Die Institution Kirche habe sich zwar als relativ anpassungsfähig erwiesen und besitze weiter einen großen geistlichen und gesellschaftlichen Einfluss. Sie habe aber auch kontinuierlich Mitglieder, Finanzen und soziale Stellung eingebüßt.
Künftig müsse es um ein Neugestalten gehen, statt die bestehenden Strukturen weiter zu kürzen, sagte Latzel, der seit März 2021 an der Spitze der zweitgrößten Landeskirche mit gut 2,3 Millionen Mitgliedern steht. Die Zukunft der Kirche liege in digitalen und analogen Netzwerk-Modellen mit vielfältigen, regional unterschiedlichen Lösungen. Nötig seien mehr Kooperation und eine stärkere Ausrichtung der Arbeit an allen Mitgliedern, also auch an der großen Mehrheit derjenigen, die im Gemeindeleben bislang nicht vorkommen.
Es sei wichtig, Kirche „nicht von unseren Strukturen her zu denken, sondern vom Kontakt zu den einzelnen Menschen“, betonte der 51-jährige Theologe. Dafür spielten persönliche Lebensbegleitung, Besuche und eine verlässliche, servicefreundliche Praxis kirchlicher Amtshandlungen eine zentrale Rolle.