Kirchenpräsident Jung: Kirche muss offen sein für neue Form

Kirchenpräsident Jung: Kirche muss offen sein für neue Form

Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchen müssen nach den Worten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung „offen sein für eine neue Form“. Die gegenwärtige Organisationsform der Kirchen sei historisch gewachsen, sagte Jung in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Freitag). Diese könnte sich „auch mal überholt haben“, sagte Jung.

Die Kirche lebe nicht aus der Organisation heraus, die Organisation sei zweitrangig. „Unser Zentrum bleibt der Auftrag, die gute Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen weiterzugeben“, sagte der Theologe.

Gleichzeitig verteidigte der Kirchenpräsident die gegenwärtige Form der Kirchensteuer für die großen Kirchen in Deutschland. „Es ist ein Modell, das versucht, die Kirche in einem Solidarsystem zu finanzieren“, erklärte Jung das System, die Mitgliedsbeiträge in Abhängigkeit von der Lohn- und Einkommenssteuer je nach Einkommenshöhe gestaffelt zu berechnen. „Daraus entsteht aber auch eine Verpflichtung“, betonte er. Die Kirchensteuer ermögliche es, dass die Arbeit der Gemeinden in der Fläche finanziert werde und die Kirche so die Gesellschaft mitgestalte.

Das sei ein anderes Verständnis von Kirche als beispielsweise in den USA, wo sich Kirchengemeinden überwiegend über ihre Arbeit und über Spenden finanzierten. Dieses Modell wäre auch in Deutschland denkbar. „Das wäre dann aber eine andere kirchliche Arbeit“, sagte Jung. „Ich habe es als Pfarrer immer als großes Privileg empfunden, für alle Menschen in und außerhalb der Gemeinde da sein zu können, ohne zu fragen, wie viel Geld mir jemand dafür gibt.“