Hamburg (epd). Angesichts der Pläne für eine Impfpflicht sieht die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, die Kirchen in der Pflicht, eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Sie müssten darauf achten, „dass die Tonalität angemessen bleibt“ und andere nicht verunglimpft werden, sagte Kurschus am Freitag auf NDR Info. Es herrsche in dieser Frage derzeit eine gereizte, hoch emotionalisierte Stimmung. Viele seien „nervlich erschöpft“, und manchen gehe es kaum noch um Argumente.
Sie selbst plädiere nach einem langen Lernweg für eine Impfpflicht über einzelne Berufsgruppen hinaus, sagte Kurschus, die auch Präses der westfälischen Landeskirche ist. „Wir kriegen dieses Geschehen nur eingedämmt über das Impfen.“ Die Impfpflicht sei für sie keine rein private Frage mehr, die sich mit der eigenen körperlichen Unversehrtheit beschäftigt. Es gehe darum, das Leben schwacher Menschen zu schützen. Das sei für sie „eine Pflicht aus dem Kern christlicher Ethik heraus“. Sie wisse aber, dass es dazu in der evangelischen Kirche unterschiedliche Meinungen gebe.
Die Botschaft der Kirche zum Weihnachtsfest sei, dass die Menschen auch in Corona-Zeiten nicht von Angst getrieben und geduckt vor Sorgen durchs Leben gehen müssen, sagte Kurschus. Weihnachten sei die Verheißung, dass Gott es gut meint mit dieser Welt. „Das gibt eine andere Haltung.“
Es sei erfreulich, dass es an den Weihnachtstagen überall Gottesdienste geben werde, wenn auch mit Einschränkungen, erklärte die Ratsvorsitzende. Die Gemeinden hätten mittlerweile viel Erfahrungen damit gesammelt. Ob Gemeinden 2G- oder 3G-Gottesdienste feiern, hänge etwa von der Größe der Kirche und den Inzidenzzahlen ab. Es sei für die Gemeinden allerdings ein „Spagat“, auf Abstände zu drängen und gleichzeitig Nähe herstellen zu wollen.