München (epd). Vor ungewöhnlicher Kulisse hat am Donnerstag der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm seine erste Weihnachtspredigt gehalten: Der Bischof stand nicht in einer gut geheizten Kirche, sondern predigte per Megafon im winterlichen Gefängnishof der Frauenhaftanstalt Stadelheim in München.
Ein Gefängnis sei genau der richtige Ort für Weihnachten, sagte der Bischof in seiner Predigt, die viele inhaftierte Frauen hinter den Gitterstäben ihrer Zellen verfolgten. Denn die biblische Weihnachtsbotschaft wende sich vor allem an Menschen, die außerhalb der Gesellschaft stehen. Jesus Christus sei nicht in einem „Wellness-Hotel“, sondern in einer erbärmlichen Herberge geboren worden, sagte der Bischof.
Für die inhaftierten Frauen könne Weihnachten auch mit Gefühlen der Traurigkeit, der Verlorenheit und Schuld verbunden sein. Demgegenüber stehe aber die Weihnachtsbotschaft, dass die Liebe Gottes allen Menschen gelte - egal welche Fehler sie begangen oder welche Schuld sie auf sich geladen hätten. Denn jeder Mensch sei für Gott kostbar und nach seinem Bild geschaffen. Deshalb könne es für die Menschen auch immer wieder einen Neuanfang geben.
Die Frauen begleiteten aus ihren Zellen heraus die Ansprache des Bischofs immer wieder mit Beifall und lautstarken Amen-Rufen. Nach dem Open-Air-Gottesdienst im Frauengefängnis gestaltete Bedford-Strohm einen Gottesdienst für inhaftierte Männer in der Stadelheimer Gefängniskirche.