Nürnberg (epd). Nach einer Lebensmittel-Rettungsaktion ermittelt die Staatsanwaltschaft Nürnberg gegen den Jesuitenpater Jörg Alt wegen Diebstahls in besonders schwerem Fall. Grundlage für das Verfahren seien polizeiliche Ermittlungen nach einer Selbstanzeige Alts, teilte die Staatsanwaltschaft auf epd-Nachfrage am Donnerstag mit. Alt hatte am Wochenende und in der Nacht zum Dienstag an drei Nürnberger Supermärkten Gemüse, Fertiggerichte, Brot und Milchprodukte beim sogenannten „Containern“ aus Mülltonnen entwendet. Die Lebensmittel verschenkte er in der Innenstadt vor einer Discounterfiliale.
Mit der Aktion will der Priester auf ein Gesetz aufmerksam, das es in Deutschland verbietet, noch essbare Nahrungsmittel aus den Mülltonnen von Supermärkten zu holen. Es sei Ausdruck eines Wirtschaftssystems, das Privateigentum und den Profit weniger Menschen über den realen Bedarf der vielen setze, kritisiert er. Der Pater fordert zusammen mit der Initiative „Aufstand der letzten Generation“ ein Lebensmittelrettungsgesetz, wie es in Frankreich bereits 2016 eingeführt wurde. Es habe dazu geführt, dass viele noch essbare Produkte den Tafeln und anderen Hilfsorganisationen zugutekämen.
Pater Jörg Alt freute sich am Donnerstag über die Einleitung des Ermittlungsverfahrens. Mit dem „peinliche Verfahren“ könne er nun die Bundesregierung daran erinnern, dass im Ampel-Koalitionsvertrag ein Lebensmittelrettungsgesetz versprochen werde. Für ein solches Gesetz existiere bereits ein umsetzungsfertiger Vorschlag. „Es gibt also keinen Grund, die Dinge zu verzögern“, sagte Alt.
Der Pater sicherte zu, er werde alle Auflagen und Strafen gegen ihn wegen des Ermittlungsverfahrens akzeptieren, wenn das Gesetz durch den Bundestag sei. Solange es aber nicht verabschiedet sei, werde er „weiter sticheln“ und sich durch möglichst viele Instanzen klagen. Für die juristische Auseinandersetzung will der Priester Spenden sammeln, damit er keine Gelder seines Ordens oder des Hilfswerks der Jesuiten für diesen Zweck verwenden muss, wie er dem epd sagte.