UN-Gipfel einigt sich auf "Glasgower Klimapakt"

UN-Gipfel einigt sich auf "Glasgower Klimapakt"
Schulze lobt Abschluss: Weltweiter Kohleeinstieg gelungen
Bis zuletzt rangen die Staatenvertreter beim Klimagipfel um einzelne Formulierungen in der Abschlusserklärung. China und Indien schwächten einen Aufruf zum Kohleausstieg ab. Umweltministerin Schulze spricht dennoch von einem Erfolg.

Glasgow (epd). Nach zweiwöchigen Verhandlungen haben sich die Delegierten beim Weltklimagipfel auf den „Glasgower Klimapakt“ verständigt. Die Erklärung soll die Welt im Kampf gegen die Erderwärmung voranbringen und sicherstellen, dass der Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzt wird. Erstmals im Beschluss einer UN-Konferenz werden die Staaten zur Abkehr von der Kohle aufgerufen. Bundeumweltministerin Svenja Schulze (SPD) bezeichnete dies als „historischen Moment“. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, es seien wichtige Fortschritte erzielt worden, sie reichten aber längst nicht aus, um die Klimakrise zu überwinden

Im letzten Moment wurde auf Druck der Schwellenländer Indien und China die Textpassage zur Abkehr von der Kohle abgeschwächt. Statt von einem „Ausstieg“ aus der Kohleverstromung ist nun nur noch von einem „Abbau“ die Rede. Der Passus war bereits in den vergangenen Tagen schrittweise verwässert worden und betrifft jetzt nur noch Kohle, bei der nicht mithilfe von CCS-Technologie CO2 gebunden werden kann, und „ineffiziente“ Subventionen. Der Begriff „ineffizient“ ist nicht näher definiert.

Schulze sagte, sie hätte sich die Formulierungen an dieser Stelle auch eindeutiger gewünscht. Dennoch sei mit dem Glasgower Beschluss nun der Weg zum globalen Ausstieg aus der Kohle eingeleitet. Es sei ein „neues wirtschaftliches Leitbild formuliert“ worden.

Der „Glasgower Klimapakt“ formuliert das 1,5-Grad-Ziel deutlicher als das Pariser Klimaabkommen. Dazu soll der Treibhausgas-Ausstoß bis 2030 um 45 Prozent im Vergleich zu 2010 gedrosselt werden. Die Staaten werden aufgefordert, bereits 2022 neue nationale Klimaziele für 2030 auf den Tisch zu legen, drei Jahre früher als geplant. Die bisherigen Zusagen reichen bei weitem nicht aus, um die 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten.

Für Streit hatte bis zuletzt die Frage gesorgt, wie besonders arme Staaten bei der Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten unterstützt werden sollen. Entwicklungsländer und Inselstaaten rückten am Samstagabend von ihrer Forderung ab, in Glasgow den Aufbau einer eigenständigen Finanzinstitution auf den Weg zu bringen, die dazu Mittel bereitstellen soll. Zusätzliches Geld wird den armen Staaten indes bei der Finanzierung zur Anpassung an den Klimawandel in Aussicht gestellt: Hier sollen die Mittel bis 2025 mindestens verdoppelt werden.

Einigung wurde auch erzielt über die weitere technische Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Das betrifft unter anderem Regeln für einen grenzübergreifenden Emissionsrechtehandel. Der deutsche Umweltstaatsekretär Jochen Flasbarth hob hervor, dass dabei nun Schlupflöcher und Doppelverbuchungen ausgeschlossen seien. Die Verhandlungen dazu waren komplex: Es ging beispielsweise darum sicherzustellen, dass beim grenzüberschreitenden Handel mit Emissionszertifikaten die erzielte Minderung des Treibhausgas-Ausstoßes nicht zwei Ländern zugleich auf die Klimabilanz angerechnet wird.