Glasgow (epd). Beim Klimagipfel im schottischen Glasgow haben die Staatenvertreter am Samstag weiter um Einigung gerungen. Nach nächtlichen Verhandlungen legte die britische Präsidentschaft am Vormittag einen neuen Entwurf für eine politische Abschlusserklärung vor. Offiziell sollte die 26. UN-Klimakonferenz am Freitagabend zu Ende gehen. Zu den Knackpunkten zählte unter anderem die finanzielle Hilfe für arme Staaten im Kampf gegen die Klimakrise.
Der jüngste Entwurf kam den von der Erderwärmung besonders bedrohten armen Staaten nicht entscheidend entgegen. Weiter sah das Papier nicht den Aufbau einer eigenständigen Finanzinstitution vor, um Mittel für den Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten bereitzustellen. Dies forderten unter anderen die kleinen Inselstaaten und die Entwicklungsländergruppe G77.
„Hier in Glasgow drohen die ärmsten Länder der Welt aus dem Blick zu geraten“, beklagte die Leiterin der Oxfam-Delegation beim Gipfel, Tracy Carty. „Aber die nächsten Stunden können und müssen den Kurs ändern.“
Der Klimaforscher Saleemul Huq aus Bangladesch kritisierte, der neue Text sei beim Thema Schäden und Verluste „noch schlechter“ als die Version vom Vortag. Die Zusicherungen der britischen Konferenzpräsidentschaft an die vulnerablen Staaten hätten sich als völlig unzuverlässig erwiesen.
Die Direktorin des Climate Action Networks, Tasneem Essop, sprach von einem „klaren Verrat“ der USA, der EU und Großbritanniens an den armen Staaten. Sie hätten erneut ihren Mangel an Solidarität mit den Schwächsten gezeigt.
Weiter verwässert blieb im jüngsten Entwurf ein Passus zum Kohleausstieg. Die Textpassage hatte am Freitag für Kritik gesorgt, weil sie im Vergleich zu einer früheren Fassung auf Druck der Schwellenländer abgeschwächt worden war. Statt eines klaren Aufrufs zum Ausstieg aus der Kohle und aus den Subventionen fossiler Energien bezieht sich die Passage in den beiden jüngsten Fassungen auf „ineffiziente“ Subventionen sowie auf Kohle, deren CO2-Emissionen nicht abgeschieden und gespeichert werden.
Neben der politischen Abschlusserklärung standen in Glasgow eine Reihe weiterer Beschlüsse zur technischen Umsetzung des Pariser Klimaabkommens an. Diese betrafen unter anderem die Regeln für einen internationalen Handel mit Emissionsrechten. Die Verhandlungen darüber sind kompliziert, weil es darum geht, Doppelbuchungen und andere Schlupflöcher zu vermeiden.