Osnabrück (epd). Der frühere Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, hat die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz in Glasgow aufgefordert, den großen Reden jetzt Taten folgen zu lassen. Bis zum Ende der Konferenz am 12. November müssten nun konkrete Ergebnisse verhandelt werden, sagte der ehemalige Bundesumweltminister (CDU) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Ausstieg aus der Kohle, „noch besser aus allen fossilen Energien“, müsse verbindlich gemacht werden.
Zugleich müsse die Konferenz klimaneutrale Energietechniken voranbringen, die auch in Entwicklungsländern angewendet werden könnten, betonte Töpfer. Dafür müssten auch die hochentwickelten Industriestaaten Verantwortung übernehmen. „Wir dürfen uns nicht über kapitalintensive, hochkomplexe Energietechnologien die Köpfe zerbrechen“, sagte der Umweltexperte. Nötig seien vielmehr wettbewerbsfähige Technologien, die überall in der Welt eingesetzt werden könnten. Dazu gehörten Sonnen-, Wind- und Wasserkraft sowie Energie aus Biomasse.
Er bezweifle, dass die von den Industriestaaten versprochenen 100 Milliarden Dollar ausreichten, mit denen die Energiewende in den Entwicklungsländern unterstützt werden soll, sagte Töpfer. Aber es sei wichtig, dass wenigstens diese Summe erst einmal bezahlt werde. „Wir müssen in den Ländern unsere Glaubwürdigkeit zurückgewinnen.“
Töpfer forderte die Bürger auf, die Politik in der Klimakrise weiter unter Druck zu setzen und zum Handeln zu zwingen. Zugleich sollten sie sich auch selbst entsprechend verhalten. „Ich rette nicht das Klima, wenn ich nicht mehr mit dem Auto fahre. Aber jeder muss das, was er von der Regierung verlangt, in seinem persönlichen Leben auch versuchen umzusetzen.“ Die Bürger sollten sich bewusst machen, dass ihr Lebensstil Einfluss darauf habe, wie Menschen in anderen Teilen der Welt lebten. Sie sollten über eine „Ethik des Genug“ und eine neue Bescheidenheit nachdenken.
Für die Lösung praktischer Fragen wie E-Mobilität oder die Heizenergie der Zukunft empfahl Töpfer, verlässliche Aus- oder Umstiegsszenarien zu formulieren. Die Politik müsse nicht die technischen Lösungen präsentieren, wohl aber die klaren Rahmenbedingungen für einen Technologiewechsel. Dazu gehörten auch Übergangsfristen und eine soziale Abfederung. Wissenschaft und Unternehmen seien dann gefragt, entsprechende Technologien zu liefern.
Ähnlich sei es etwa beim Verbot von Schwefeldioxidemissionen in den 1980er Jahren gewesen. Erst das Verbot habe zur Entwicklung von Rauchgas-Entschwefelungsanlagen geführt, die heute gang und gäbe seien. Töpfer ist am Mittwochabend zu Gast bei den Evangelischen Stiftungen Osnabrück und spricht dort über das Thema „Eine Welt mit Zukunft“.