Doch dies sei kein Selbstläufer: "Wir sind auf einem guten Weg, aber die Gleichberechtigung muss immer wieder aktiv verteidigt und weiterentwickelt werden."
Zum Internationalen Frauentag am 8. März verweist Pfarrerin Stradtner aus dem fränkischen Illesheim auf Meilensteile wie die Frauenordination, die etwa in Bayern seit 50 Jahren existiert, jedoch in einigen lutherischen Kirchen noch immer umstritten ist. "In Lettland wurde sie sogar wieder abgeschafft - ein schockierender Rückschritt."
Dabei sind biblische Bezüge zur Geschlechtergerechtigkeit für sie eindeutig: Die frühen christlichen Gemeinden seien egalitäre Bewegungen gewesen und Frauen wie Lydia, Junia oder Priska hätten tragende Rollen gespielt. Trotzdem gebe es bis heute gläserne Decken, also unsichtbare Barrieren, etwa in leitenden Kirchenämtern: "In manchen Regionen sind Frauen stark vertreten, anderswo gibt es Nachholbedarf. Die Strukturen sind oft wohlmeinend, aber es werden trotzdem eher Männer nachgezogen", sagte die 55-Jährige.
Für Stradtner ist die Vernetzung entscheidend. Sie sieht Organisationen wie ihren Theologinnen-Konvent als "Denk- und Kraftorte" für Frauen in der Kirche. Ein positives Zeichen sei der neue "Gleichstellungsatlas" der Evangelischen Kirche in Deutschland, der am 8. März veröffentlicht wird und Geschlechterverteilungen in den Strukturen der evangelischen Kirche analysiert. Ihrer Ansicht nach können Teile der evangelischen Kirche als Vorbild für die Gesellschaft dienen: "In Sachen Menschenwürde und gleichberechtigtem Miteinander haben wir viel zu bieten", sagte Stradtner: "Gott schuf die Menschen in Beziehung, als Gegenüber, als Gottes Ebenbilder lehrt mich meine Bibel. Da ist kein Raum für toxische Männlichkeit und Diskriminierung des Gegenübers."
Zum Weltfrauentag am 8. März gehen Frauen weltweit für ihre Rechte an die Öffentlichkeit. Die Anfänge gehen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück.