DIW-Berechnungen: Arme sind früher und öfter auf Pflege angewiesen

DIW-Berechnungen: Arme sind früher und öfter auf Pflege angewiesen

Berlin (epd). Ärmere Menschen werden laut einer Studie häufiger und früher pflegebedürftig als Gutverdiener. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichte am Mittwoch in Berlin eine Untersuchung, wonach armutsgefährdete Männer im Durchschnitt knapp sechs Jahre früher auf Pflege angewiesen sind als Besserverdiener. Bei Frauen beträgt der Unterschied rund dreieinhalb Jahre.

Die DIW-Forscher verglichen dafür Männer und Frauen mit Löhnen von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens mit Gutverdienerinnen und -verdienern, die mehr als 150 Prozent des mittleren Einkommens erzielen. Auch nach der beruflichen Stellung zeigen sich Unterschiede: Arbeiterinnen und Arbeiter werden durchschnittlich etwa vier Jahre früher pflegebedürftig als Beamtinnen und Beamte.

Schwere Arbeit erhöht das Pflegerisiko: Männer und Frauen mit hohen beruflichen Belastungen haben der Studie zufolge durchschnittlich 4,7 beziehungsweise 2,7 weniger Lebensjahre, in denen sie nicht auf die Pflege durch andere angewiesen sind als Personen mit niedrigen Belastungen.

Für die Analyse waren am DIW Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer Langzeitdatenerhebung, ausgewertet worden. Nicht nur Einkommen und Lebenserwartung seien in Deutschland sozial ungleich verteilt, sondern auch das Pflegerisiko, bilanzierte Peter Haan, der am DIW die Abteilung Staat leitet. Er bezog sich damit auf frühere Untersuchungen, wonach Menschen mit niedrigen Einkommen eine deutlich geringere Lebenserwartung haben als Gutverdienende.

Ende 2020 erhielten rund 4,3 Millionen Menschen Leistungen der Pflegeversicherung, von ihnen wurden knapp 80 Prozent (3,5 Millionen) ambulant betreut.