Berlin (epd). Jedem vierten deutschen Mieterhaushalt droht die Armut. Im Jahr 2019 galten mehr als 25 Prozent aller Mieterhaushalte in Deutschland als armutsgefährdet, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Die sogenannte Armutsrisikoquote ist demnach unter Mieterinnen und Mietern etwa doppelt so hoch wie bei Immobilienbesitzern. Zuerst hatte die „Rheinische Post“ (Samstag) darüber berichtet.
Als armutsgefährdet gelten in der EU Menschen, die über weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verfügen. In Deutschland sind Eigentümer von Wohnungen oder Häusern laut Bundesregierung weniger armutsgefährdet als Mieterinnen und Mieter. Demnach lag die Armutsrisikoquote bei Immobilieneigentümern im Jahr 2019 bei 12,5 Prozent. Die Bundesregierung beruft sich in ihrer Antwort auf die letzten verfügbaren Daten. In nahezu allen EU-Mitgliedsstaaten seien Mieter eher armutsgefährdet als Eigentümer, heißt es in der Antwort.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Susanne Ferschl, forderte angesichts der Zahlen einen bundesweiten Mietendeckel. „Während die Löhne stagnieren oder pandemiebedingt sogar gesunken sind, steigen die Mieten unaufhörlich“, sagte sie. Ein immer größerer Teil des Einkommens müsse für die Miete gezahlt werden. „Die Menschen brauchen bezahlbaren Wohnraum und Löhne, von denen sie leben können.“