Um ihnen zu helfen und den Blick auf ihr Schicksal zu lenken, habe seine Landeskirche am Montag eine Spendenkampagne gestartet, sagte der hannoversche Landesbischof im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Ein Krieg, der zehn Jahre dauert in Syrien in diesem Jahr, verliert an weltweiter Aufmerksamkeit.“
Für ein vergleichsweise kleines und instabiles Land wie den Libanon sei es von Anfang an eine Überforderung gewesen, mehr als eine Million Flüchtlinge aufzunehmen, sagte Meister. Die Menschen, die dort in den Flüchtlingslagern oder bei Verwandten und Bekannten lebten, hätten weder die Chance, ihre Kinder zur Schule zu schicken, noch eine reguläre Arbeit aufzunehmen. „Die Katastrophe des Krieges setzt sich für sie fort.“
Der Landesbischof berichtete von einer Begegnung mit einer syrischen Flüchtlingsfamilie bei seinem Besuch in Rom vor wenigen Tagen. Diese Familie sei über ein humanitäres Aufnahme-Programm nach Italien gekommen und habe zuvor im Libanon gelebt. „Sie schildern, dass dort Menschen Hunger leiden.“ Für die syrischen Flüchtlinge gebe es auch kein Zurück in ihre Heimat, weil sie allein durch ihre Flucht als mögliche Regimegegner gälten und staatliche Verfolgung befürchten müssten.
Trotz Pandemie Blick weiten
Gemeinsam mit ihren Partnern von der Evangelischen Kirche in Syrien und Libanon (NESSL) und deren Diakonischem Werk will die Landeskirche die Flüchtlinge mit Gutscheinen für Lebensmittel und Hygieneprodukte unterstützen. „Unsere Aktion soll zuallererst notleidenden Menschen helfen“, sagte Meister. Es sei wichtig, trotz eigener Nöte und Sorgen der Menschen in Deutschland in der Corona-Pandemie den Blick für Millionen andere in vielen Ländern zu weiten, die sich in katastrophalen Situationen befänden.
„Zugleich kann es aber auch ein kleines Zeichen sein in eine politische Landschaft, die sich in den nächsten Wochen und Monaten vorrangig im Wahlkampfgetöse um sich selbst bewegt“, fügte der Landesbischof hinzu. Das Thema der Gerechtigkeit im weltweiten Horizont müsse eine deutlich größere Rolle spielen. So wichtig Themen wie die Rente oder Steuersätze für die Menschen hier seien: „Die Welt brennt auch an anderen Stellen.“ Bis heute fehle unter anderem ein anerkanntes europaweites Verfahren für eine humanitäre Aufnahme von Menschen in dramatischten Flucht-Situationen.