"Wasser, Strom, Gas und Wohnung sind Menschenrechte“, sagte sie dem hannoverschen Straßenmagazin „Asphalt“ (Juniausgabe). "Im reichen Deutschland dürfen diese Grundlagen menschenwürdiger Existenz nicht versagt werden.“
Neben der Klimafrage werden das Wohnen und die sich weiter spreizende soziale Schere aus Sicht der früheren hannoverschen Landesbischöfin zu den wahlentscheidenden Themen gehören. "Ich bekomme viele seriöse Hilferufe von Menschen, die beispielsweise ihre Stromrechnung nicht mehr zahlen können. Wenn ich jetzt von Prognosen lese, dass Strom bis zum Jahr 2030 um rund 50 Prozent teurer werden könnte, dann ist das ein ganz heißes Thema.“
Mehr politische Mitbestimmung
Nach Ansicht der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland kann die Bundestagswahl im Herbst belebend für die Demokratie sein. "Viele beschlich doch ein Gefühl, dass sie aufgrund dieser sich kaum verändernden Zähigkeit nichts mehr mitentscheiden konnten“, sagte sie. Da nun gleich drei Kanzlerkandidaten mit einigermaßen Aussicht auf Erfolg antreten, habe sie Hoffnung, dass "wieder mehr ein allgemeines Gefühl der Mitbestimmung im politischen System entsteht“.
Ob nach der Pandemie eine Abkehr vom wachstumsorientierten Wirtschaften und der Konsumorientierung eintreten werde, sei schwer abzuschätzen, sagte Käßmann: "Es wird Kräfte geben, die das verhindern wollen. Da gibt es handfeste Interessen.“
Allerdings könnten gerade die jüngeren Menschen, die in den vergangenen 15 Monaten stark ausgebremst worden seien, sich möglicherweise dagegen entscheiden, den Konsum nachzuholen. "Beziehung, Familie, Verlässlichkeit, Vertrauen. In der Pandemie haben wir doch begriffen, was das Wesentliche im Leben ist und gleichzeitig realisiert: All das ist nicht käuflich.“