Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat sich für eine Mitwirkung von Betroffenen an der kirchlichen Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch ausgesprochen. „Wir wollen die Beteiligung von Betroffenen“, sagte er am Samstag während der EKD-Synodentagung vor Journalisten.
Am Freitag war bekannt geworden, dass der im August eingesetzte Betroffenenbeirat der EKD, der die Aufklärung von Missbrauch begleiten soll, offenbar vor der Auflösung steht. Fünf Mitglieder des zwölfköpfigen Beirats waren innerhalb der vergangenen Monate aus dem Gremium ausgetreten. Noch verbliebene Mitglieder hatten in der Vergangenheit eine mangelnde Beteiligung beklagt. Betroffene würden nur unzureichend in Beratungen eingebunden, es fehle an Information und Partizipation, hatten Mitglieder des Beirats im März moniert.
Bedford-Strohm sagte zugleich eine Einigung mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, über eine unabhängige Aufarbeitung in diesem Jahr zu. Die EKD verhandelt derzeit mit Rörig über eine Vereinbarung ähnlich der, die die katholische Kirche im vergangenen Jahr bereits unterzeichnet hatte.
Der bayerische Landesbischof hatte sich zuvor in seinem Ratsbericht vor der digital tagenden Synode für eine staatliche Mitwirkung an der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche ausgesprochen. „Wir haben nichts zu verbergen“, sagte Bedford-Strohm im Anschluss vor Journalisten. Er sehe alle, die der Kirche bei der Aufarbeitung helfen könnten, als Partner an.
Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatte sich im April 2020 mit dem Unabhängigen Beauftragten auf verbindliche Kriterien für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt geeinigt und mit der Einsetzung von der Kirche unabhängiger Aufarbeitungskommissionen begonnen.