Hamburg (epd). Ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie wird Homeoffice von Arbeitnehmern positiv beurteilt. 68 Prozent begrüßen die flexiblere Arbeitszeit, heißt es in einer am Dienstag in Hamburg veröffentlichten Studie der DAK Gesundheit. Bei der DAK-Befragung vor genau einem Jahr waren es noch 63 Prozent. 76 Prozent freuen sich über den Wegfall des Arbeitsweges (2020: 68 Prozent) und 73 Prozent über die bessere Vereinbarkeit von Job und Familie (2020: 67 Prozent). Ähnlich wie im vorigen Jahr beklagen allerdings viele den fehlenden Kontakt zu Kollegen (74 Prozent) und die Trennung von Arbeit und Privatleben (45 Prozent). Etwa jeder Vierte fühlt sich oft abgelenkt und kann sich schlecht konzentrieren.
Für die meisten Beschäftigten sei Homeoffice eine "Erfolgsgeschichte", sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Arbeitszufriedenheit und Produktivität seien unverändert hoch, die Work-Life-Balance empfänden viele als gut. Risiken seien dagegen die verschwimmende Grenze zwischen Beruf und Privatleben sowie die unzureichende Homeoffice-Ausstattung durch viele Firmen. Die Arbeit am heimischen Küchentisch könne nach mehreren Monaten für den Rücken sehr belastend sein.
Bei fast jedem zweiten Arbeitnehmer (45 Prozent) ist Homeoffice von der Tätigkeit her möglich. Neun Prozent arbeiten allerdings trotz Erlaubnis lieber im Büro. Etwa jeder Dritte gibt als Grund an, er müsse mal rauskommen und die Kollegen treffen. Etwa jeder Vierte kann sich zu Hause schlecht abgrenzen und jeder Sechste sich schlecht organisieren. Von einer Pflicht zum Homeoffice würde er daher abraten, sagte Storm. 38 Prozent arbeiten regelmäßig im Homeoffice (2020: 40 Prozent) - vier Prozent sogar, obwohl es ihr Arbeitgeber verboten hat.
Unterschiede zwischen Frauen und Männern zeigen sich beim Umgang mit Kindern im Homeoffice. 32 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer gaben an, sich die Kinderbetreuung mit dem Partner zu teilen. 45 Prozent der Frauen sind allein für die Betreuung der Kinder zuständig, aber nur sieben Prozent der Männer. Damit würden sich alte Rollenmodelle wieder verfestigen, beklagte Hans-Dieter Nolting, Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstitut IGES. 16 Prozent nutzen die Kita-Notbetreuung, 14 Prozent werden von Verwandten oder Freunden unterstützt.
Überwiegend positiv beurteilen das Homeoffice auch rund 100 Unternehmer und Personalleiter, die gesondert befragt wurden. 31 Prozent begrüßen die größere Flexibilität, 23 Prozent den Zeitgewinn und zehn Prozent Kosteneinsparungen. Allerdings beklagen 23 Prozent eine schlechtere Kommunikation, 16 Prozent eine geringere Produktivität und 15 Prozent eine eingeschränkte Kontrolle.
Nach einer Befragung zum Jahreswechsel 2019/2020 und während der ersten Corona-Welle im April/Mai 2020 hatte die DAK im Januar/Februar 2021 die dritte Studie beim IGES in Auftrag gegeben. Befragt wurden rund 7.000 abhängig Beschäftigte zwischen 18 bis 65 Jahren. Rund 4.800 haben an allen drei Befragungen teilgenommen.