Köln (epd). Um Fachkräftemangel vorzubeugen, plädiert das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) für ein späteres Renteneintrittsalter und gesteuerte Zuwanderung. Dann sei es möglich, dass im Jahr 2040 die Zahl der am Arbeitsmarkt aktiven Fachkräfte zwischen 20 und 69 Jahren nahezu konstant bleibe und dann rund 35,2 Millionen betrage, teilte das arbeitgebernahe Institut am Mittwoch in Köln mit. Bei einer geringen Zuwanderung und einem geringen Anstieg der Erwerbsbeteiligung würde die Zahl der Fachkräfte um 4,2 Millionen zurückgehen. Ein mittleres Szenario gehe von 3,1 Millionen Fachkräften weniger aus, heißt es in dem IW-Report zu Entwicklungen des Fachkräfteangebots.
In allen Szenarien steigt den Angaben zufolge der Teil der akademisch qualifizierten Erwerbstätigen an, während der der beruflich qualifizierten sinke. "Die deutsche Wirtschaft muss sich also nicht nur darauf einstellen, dass das Fachkräfteangebot insgesamt zurückgeht, sondern auch, dass sich seine Zusammensetzung stark verändern dürfte", schreibt IW-Mitarbeiter Wido Geis-Thöne.
In den nächsten Jahren müsse nicht nur geklärt werden, "ob die Regelaltersgrenze nach Abschluss des Übergangs zur Rente mit 67 Jahren im Jahr 2031 weiter erhöht wird, sondern dass auch die anderen Rahmenbedingungen für die Erwerbsbeteiligung Älterer auf den Prüfstand gestellt und gegebenenfalls überarbeitet werden sollten", heißt es in dem Report des arbeitgebernahen Instituts. Aufgrund der unterschiedlichen Bildungssysteme im Ausland plädiert er beim Thema Zuwanderung für die Ausbildung junger Menschen nach deutschen Standards. Dafür fehle aber noch der passende zuwanderungsrechtliche Rahmen.
Geis-Thöne spricht sich zudem für Verbesserungen im Bildungssystem aus, die darauf abzielen sollen, dass weniger junge Menschen im Inland ohne berufsqualifizierenden Abschluss bleiben. Das könnte langfristig ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Fachkräftebasis leisten, kurzfristig seien die Effekte sehr gering.