Unabhängig vom Verlauf der Coronavirus-Pandemie werde die angekündigte Multimediashow zum historischen Besuch des Reformators Martin Luther in der Stadt auf jeden Fall im Fernsehen übertragen, kündigte der Projektleiter der Kirche, Fabian Vogt, am Dienstag bei einer digitalen Pressekonferenz an. Die Wormser Nibelungen-Festspiele hoffen darauf, dass im August Aufführungen möglich sind.
Ausnahmsweise ist für die Festspiele im Jubiläumsjahr ebenfalls ein Stück über Luther vorgesehen. Aktuell plant die Festspiel-GmbH eine Tribüne mit 530 Sitzplätzen. Festspielintendant Nico Hofmann äußerte zugleich die Hoffnung, dass sich die Situation bis zum Sommer weiter entspannen werde und größere Besucherzahlen möglich mache. Die Besetzung der Rollen für die Aufführung ist noch nicht abgeschlossen und wird in diesem Jahr dadurch erschwert, dass aufgrund der Pandemie viele Dreharbeiten bis in den Sommer verschoben wurden und auch viele Theater auf die sonst übliche Sommerpause verzichten wollen.
Kirche und Stadt hatten sich bereits seit Jahren auf den 500. Jahrestag des Wormser Reichstags vorbereitet und für den Zeitraum zwischen April und Oktober an einem umfangreichen Programm mit über 100 Jubiläums-Veranstaltungen gearbeitet. Schon seit Ende 2020 steht fest, dass eine Landesausstellung im städtischen Museum Andreasstift unter dem Titel "Hier stehe ich. Gewissen und Protest - 1521 bis 2021" nicht schon im April, sondern erst ab Anfang Juli zu sehen sein wird. Die Laufzeit wird dafür bis zum Jahresende verlängert. Eine Verschiebung der Nibelungen-Festspiele und anderer Veranstaltungen ist für die Verantwortlichen keine Option.
Luthers Weigerung, die eigenen Lehren zu widerrufen, gilt als Schlüsselmoment der Kirchengeschichte. "Er hat sich auf die Bibel, seinen Verstand und sein Gewissen berufen", sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung. Das Reichstags-Jubiläum solle aber keine Geschichtsstunde werden. Stattdessen gehe es darum, was persönliche Überzeugungen und das eigene Gewissen den Menschen in der Gegenwart bedeuteten: "Wir fragen nach den Luther-Momenten heute."
Gewissensfreiheit und Mut zeichnen die 16 deutschen Lutherstädte auch mit ihrem Preis "Das unerschrockene Wort" aus, der am 24. April in Worms an die belarussischen Oppositionspolitikerinnen Veronika Zepkalo, Swetlana Tichanowskaja und Maria Kolesnikowa verliehen wird. Damit soll ihr Einsatz für einen politischen Wandel in ihrer Heimat und ihre Rolle bei den Massenprotesten im vergangenen Jahr gewürdigt werden. Im Frühjahr sind außerdem zahlreiche Festgottesdienste rund um den Jahrestag geplant. Wandergruppen wollen auf der Strecke zwischen Oppenheim und Worms einen Teil von Luthers damaliger Reiseroute nachlaufen.
Bei zahlreichen Programmpunkten in der Stadt sind nicht nur die evangelische, sondern auch die katholische Kirche und die jüdische Gemeinde eingebunden. Luthers Auftritt auf dem Wormser Reichstag war vor 500 Jahren ein wesentlicher Schritt zur Spaltung der westlichen Christenheit. Das Jubiläumsjahr solle hingegen bewusst ökumenisch gefeiert werden, kündigte der Präses der EKHN-Kirchensynode Ulrich Oelschläger an: "Bei all unseren Runden war auch der Dompropst immer dabei."