"In manchen Dörfern kommen nur noch 2 statt 25 Leuten zur Probe, weil die Angst grassiert - oder der Chorleiter selbst gehört zur Risikogruppe, und deshalb finden keine Proben mehr statt", sagte der Kirchenmusikdirektor, der im neuen Jahr als Präsident an die Spitze des VEM rückt: "Außerdem motiviert eine Probe in einer acht Grad kalten Kirche und mit 2,5 Metern Abstand auch nicht wirklich. Irgendwann ist die Motivationsgrenze erreicht."
"Alle wünschen sich die Zeit vor der Pandemie zurück", sagte Ammer. Für ihn sei bereits seit April klar, dass nicht mehr an den früheren gewachsenen Standard angeknüpft werden könne. "Wir müssen unsere kirchenmusikalische Arbeit in vielem völlig neu aufstellen", sagte er.
Probleme hätten auch nebenberufliche Kirchenmusiker, "die teils keine feste Anstellung haben und dann auch nichts verdienen". Das könne zu finanziellen Problemen führen. "Andererseits leiden die Kirchenmusiker aber auch, weil sie eine unglaublich hohe Identifikation mit den ehrenamtlichen Chorsängerinnen und Chorsängern haben und auch nach der Pandemie noch einen Chor leiten wollen", sagte er.
Außerdem beobachtet Ammer, dass nun in vielen Köpfen seit der Pandemie stecke, dass Singen gefährlich sei: "Ich hoffe, dass viele - auch für sich persönlich - erkennen, dass Singen nicht per se gefährlich ist, sondern vor allem Körper und Seele guttut."