Oaxaca de Juárez, Havanna (epd). Kubanische Sicherheitsbeamte sind am Donnerstagabend (Ortszeit) gewaltsam in den Sitz des oppositionellen Künstlerkollektivs "Bewegung San Isidro" in Havanna eingedrungen und haben mehrere Menschen festgenommen. Einige der Festgenommenen befanden sich im Hungerstreik, um die Freilassung eines jüngst verhafteten Musikers zu erreichen. Berichten mehrerer Augenzeugen und Journalisten vor Ort zufolge, die in sozialen Medien veröffentlicht wurden, wurden die Mitglieder der Gruppe in mehreren Polizeifahrzeugen fortgebracht.
Seit dem 18. November hatten sich 14 Regimegegner, unter ihnen Schriftsteller, Journalisten und Musiker, im Sitz der Bewegung im Viertel San Isidro in der kubanischen Hauptstadt versammelt und Nahrung verweigert. Zwei von ihnen befanden sich zudem in einem Durststreik. Die Gruppe fordert die Freilassung des Rappers Denis Solís. Der Musiker war verhaftet worden, nachdem zuvor am 6. November ein Polizist in seine Wohnung eingedrungen war. Solís hatte die Situation gefilmt und die Aufnahme live auf Facebook übertragen. Zudem hatte er den Beamten beschimpft. In einem Schnellverfahren wurde er daraufhin wegen Beamtenbeleidigung zu acht Monaten Haft verurteilt.
Die Interamerikanische Menschenrechtskommission brachte angesichts der Verhaftung und des Hungerstreiks ihre Besorgnis über die zunehmende Kriminalisierung und die Angriffe auf Aktivisten, Künstler und Journalisten zum Ausdruck. Sie forderte die kubanische Regierung auf, die Schikanierung von Menschen zu beenden, die von ihren Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch machten. Die regierungseigene kubanische Tageszeitung "Granma" bezeichnete die "Bewegung San Isidro" als "Banditen", die im Auftrag der USA handelten. Bei dem Hungerstreik handele es sich um eine "konterrevolutionäre Show", die von Washington gefördert werde, schrieb die Zeitung, die der Regierung als Verlautbarungsorgan dient. Die staatliche Künstlerorganisation AHS nannte Denis Solís einen "angeblichen Rapper".