Auch die Finanzsituation der Evangelischen Kirche der Pfalz ist stark von der Corona-Krise beeinträchtigt. Die Kirchensteuereinnahmen seien in diesem Jahr um fast zehn Millionen Euro gegenüber 2019 zurückgegangen, sagte Oberkirchenrätin Karin Kessel am Samstag vor der Landessynode in Kaiserslautern. Für den Ausgleich des Doppelhaushaltes der Jahre 2021 und 2022 seien Entnahmen aus den Rücklagen notwendig. Die Synode stimmte dem Doppelhaushalt einstimmig zu.
Bereits im April dieses Jahres hat die Landeskirche eine Haushaltssperre von zehn Prozent beschlossen. Ob auch für das Jahr 2021 eine solche Sperre erforderlich sei, könne zurzeit noch nicht entschieden werden, sagte Finanzdezernentin Kessel. Die nächsten Haushaltsjahre seien besonders durch sinkende Einnahmen und steigende Personalkosten geprägt. Der Doppelhaushalt sieht für 2021 einen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen von 7,5 Prozent vor, für 2022 sind fünf Prozent weniger angesetzt als 2019. Erst 2023 rechnet die Landeskirche wieder mit einem ähnlichen Kirchensteuerniveau wie 2019.
Landeskirche will 12,5 Millionen Euro sparen
Insgesamt erwartet die Landeskirche 2021 Einnahmen von 182,3 Millionen Euro, 2022 von 189,8 Millionen Euro. Dem stehen für 2021 Ausgaben in Höhe von 193,7 Millionen Euro, 2022 von 197,3 Millionen Euro gegenüber. Für die kommenden beiden Jahre komme die Landeskirche so nur durch Entnahme von 11,4, beziehungsweise 7,6 Millionen Euro aus den Rücklagen zu einem ausgeglichenen Haushalt, sagte Kessel.
In den Doppelhaushalt eingearbeitet seien Vorschläge der synodalen Konsolidierungskommission, sagte Kessel. Einsparen will die Landeskirche somit 1,3 Millionen Euro jährlich durch die Reduzierung der Baubedarfszuweisungen an die Kirchengemeinden. Noch immer sei der Gebäudebestand zu hoch, sagte Kessel. Die Kommission schlägt bis 2030 Einsparungen in Höhe von insgesamt 12,5 Millionen Euro vor.
Dekan Müller setzt auf Bildung
Im dritten Wahlgang wählte die Synode den Germersheimer Dekan Claus Müller zum Oberkirchenrat. Der 48-jährige promovierte Theologe erhielt 36 von 64 Stimmen. Auf Paul Metzger, Pfarrer in Ludwigshafen-Pfingstweide, entfielen 26 Stimmen. Mit zwei Stimmen war der Württemberger Pfarrer Dieter Hofmann im zweiten Wahlgang ausgeschieden. Müller folgt im März kommenden Jahres auf Oberkirchenrätin Dorothee Wüst, die dann die Nachfolge von Kirchenpräsident Christian Schad antritt.
Bildung sei eine der Schlüsselfragen für die Zukunft der Kirche, sagte Müller. Durch aufgeklärte, sozial orientierte und theologisch fundierte Bildung könnten Menschen dafür begeistert werden, kreative Ideen für die Kirche zu entwickeln. Dafür wolle er ein Gesamtkonzept entwickeln.
In diesem Konzept sollen nach Müllers Worten auch Doppelstrukturen abgebaut werden. Die Landeskirche solle da Angebote machen, wo es für ihr besonderes Profil sinnvoll sei. In anderen Bereichen könnten dann Angebote anderer Anbieter genutzt werden.
Digitale Tagung auch künftig Option
Entscheidende Bedeutung misst Müller dem Religionsunterricht zu. Dieser müsse unbedingt erhalten bleiben. Sinnvoll sei jedoch, diesen Unterricht stärker ökumenisch auszurichten. Auch müsse die Kirche mehr mit staatlichen Lehrkräften in Kontakt treten, um die Sicht der Kirche beim Religionsunterricht zur Geltung zu bringen. Dies sei notwendig, weil die Zahl der Pfarrer im Schuldienst zukünftig sinken werde.
Mit einer Verfassungsänderung hat die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz die Möglichkeit geschaffen, auch digital zu tagen. Eine solche Regelung sei notwendig, um in außergewöhnlichen Notsituationen die Handlungsfähigkeit der Synode sicherzustellen, sagte Oberkirchenrat Dieter Lutz. Entscheidungen der Synode können nun auch auf schriftlichem und elektronischem Weg fallen sowie in Video- und Telefonkonferenzen.