Zugleich gelte es, "über den Bauchnabel der eigenen Fragen und Probleme hinauszublicken", sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Auch die Predigt im Eröffnungsgottesdienst und Grußworte von Gästen aus Politik und Kirche befassten sich mit den Folgen der Pandemie.
Kurschus konstatierte in ihrem traditionellen Bericht vor der Landessynode einen allgemeinen Kontrollverlust, durch den Vieles ins Wanken geraten sei - auch die Vorstellung von Gott. "Verräterisch" nannte die leitende Theologin der viertgrößten Landeskirche in Deutschland die "politische Durchhalteparole", die Corona-Auflagen müssten nun konsequent eingehalten werden, "um Weihnachten zu retten". Es verhalte sich umgekehrt: Nicht die Menschen müssten Weihnachten retten, sondern "weil der Retter in der Welt ist und sich immer neu zu uns aufmacht, werden wir feiern", so Kurschus. "Wie immer das Feiern in diesem Jahr möglich sein wird." Sie kündigte an, die Kirche werde trotz der aktuellen Corona-Beschränkungen weiter Gottesdienste feiern: "Die Schutzkonzepte sind überall so gut ausgearbeitet, dass wir dies verantworten können."
Kritisch äußerte sie sich zu ungleichen Chancen bei der künftigen Verteilung von Corona-Impfstoffen. Einmal mehr drohten "die Länder des globalen Südens zu Bittstellern und Almosenempfängern zu werden". Bei den Corona-Auflagen in Deutschland seien die Einschränkungen und Lasten ebenfalls unterschiedlich groß, beklagte die 57-jährige Theologin.
Die Landessynode ist das oberste Organ der westfälischen Kirche, sie tagt bis Donnerstag. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Kirchenleitungswahlen, ein Gesetz gegen sexuelle Grenzverletzungen und Missbrauch sowie die Verabschiedung des Haushalts für 2021.