Das Recht auf soziale Kontakte und das Recht auf Berührung für Altenheimbewohner und Angehörige fordern nun Nürnberger und Fürther evangelische Altenheimseelsorgerinnen und -seelsorger in einem Offenen Brief an Pflegeministerin Melanie Huml (CSU) und den Pflegebeauftragten Peter Bauer. Heimleitungen müssten von Politik, Staatsanwaltschaft, Gesellschaft und Kirchen Rückendeckung bekommen, damit sie nicht "aus Angst vor Schuld an Menschen schuldig werden", erklären die Seelsorger darin am Donnerstag.
Während der letzten Monate hätten sie das Dilemma zwischen dem Recht auf Selbstbestimmung und der freien Entfaltung der Persönlichkeit einerseits und dem notwendigen Schutz des Lebens andererseits in den Heimen als immer gravierender erlebt, so die Unterzeichner. "Dieser Schutz hat zu drastischen Einschränkungen geführt, die bis heute an vielen Bewohnerinnen und Bewohnern nicht spurlos vorbeigegangen sind."
Wenn es um Gesundheit gehe, könne aber der Fokus nicht allein auf das körperliche Wohlergehen gesetzt werden. Die Menschen hätten ein Recht auf soziale Kontakte. Viele Menschen seien in ein Heim gezogen, um in einem sozialen Verbund zu leben. Die Altenheimseelsorger wollen zudem, dass jede Person in den Heimen "mindestens einen Zugehörigen hat, der sie berühren darf".
In ihrer Stellungnahme pochen die Pfarrer auch darauf, dass sie Bewohner seelsorglich begleiten können und diese Zugang zu spirituellen Angeboten haben. "Wir sehen das hohe Risiko der Ansteckung mit Corona als große Herausforderung, müssen es aber gegenüber der Menschlichkeit und Würde abwägen und verantwortlich damit umgehen", versichern sie.