Weil die Landesregierung die Finanzierungsfrage im 2019 verabschiedeten neuen Kita-Gesetz zum großen Bedauern der Kirchen ausgeklammert habe, stünden schwierige Gespräche mit den Kommunalverbänden bevor. Evangelische und katholische Kirche wollen dabei mit einer Stimme auftreten.
Die Kirchen hofften auf eine baldige landesweite Rahmenvereinbarung, damit nicht jede Kindergartenleitung selbst mit ihrer Kommune über die Refinanzierung verhandeln müsse. "Es ist sicher nicht der Wunsch der Kirchen, Kitas abzugeben", sagte der 60-jährige Pfarrer, der sein neues Amt offiziell zum 1. August angetreten hatte. Wenn dies doch geschehe, habe es rein finanzielle Gründe. Die Kirchen hätten schließlich keine Möglichkeit, den laufenden Kindergartenbetrieb mit Krediten zu finanzieren. In Teilen der Politik vermisse er das Verständnis für die Bedeutung der Trägervielfalt in der Kinderbetreuung.
Schumacher vertritt in Mainz die Interessen der hessen-nassauischen, pfälzischen und der rheinischen Landeskirche gegenüber der Landespolitik. Zuvor war der Pfarrer über zehn Jahre lang Pressesprecher der Evangelischen Kirche der Pfalz. Seine Amtsübernahme sei von der Corona-Krise überschattet gewesen, berichtete der neue Kirchenbeauftragte: "Ich kenne viele Beteiligte bisher nur als Bilderkachel von den Videokonferenzen."
Bei der Vorbereitung von Infektionsschutz-Maßnahmen seien die Kirchen in Rheinland-Pfalz von Anfang an eingebunden gewesen, lobte er das Vorgehen des Landes. Dennoch sollten für den Fall erneuter Verschärfungen der Corona-Regeln einige kirchliche Arbeitsbereiche bessergestellt werden. So hätten die Kirchen bereits darauf hingewiesen, dass Seelsorger weiter Zutritt zu Krankenhäusern und Altenheimen erhalten müssten. Im Frühjahr sei dies nicht immer gewährleistet gewesen, sagte Schumacher: "Das war sicherlich keine kluge Entscheidung." Auch die Abschiednahme von Verstorbenen müsse für Angehörige bei Beerdigungen möglich bleiben.
Schumacher sieht nicht, dass die großen Kirchen aufgrund des andauernden Mitgliederrückgangs als Gesprächspartner der Politik weniger ernstgenommen werden. Die Kirche finde mit ihren Anliegen auch weiterhin Gehör - womöglich gerade deshalb, weil sie nicht nur ihre eigenen Interessen vertrete, sondern auch die von Menschen, die sonst keine Lobby hätten. "Generell denke ich, man muss sich als Kirchenmensch nicht kleiner machen, als man ist", sagte er. Es gebe keinen Grund, sich als "heiliger Rest" der Gesellschaft aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.