Corona-Auflagen: Leitender Theologe fordert sorgfältige Abwägung

Pastor Bernd Kuschnerus zum Reformtionstag
©epd-bild / Dieter Sell
Pastor Bernd Kuschnerus erinnert mit Blick auf den diesjährigen Reformationstag daran, dass "Freiheit und Verantwortung ein großes reformatorisches Thema und in diesem von der Pandemie überschatteten Jahr hochaktuell sind."
Corona-Auflagen: Leitender Theologe fordert sorgfältige Abwägung
In der Diskussion über die Einschränkung von Freiheitsrechten in der Corona-Krise bedeutet Verantwortung nach Auffassung des leitenden Bremer Theologen Bernd Kuschnerus vor allem, unterschiedliche Argumente sorgfältig abzuwägen.

Das müsse auf Augenhöhe geschehen, schreibt Kuschnerus in einem Beitrag für die Bremer Kirchenzeitung (Herbstausgabe). Gegeneinander abzuwägen seien der Schutz der Menschen in der Pandemie und die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen.

Mit Blick auf den diesjährigen Reformationstag am 31. Oktober schreibt Kuschnerus, Freiheit und Verantwortung seien ein großes reformatorisches Thema und in diesem von der Pandemie überschatteten Jahr hochaktuell. Er wünsche sich ein Leben, in dem der gesellschaftliche Wandel auf Augenhöhe miteinander ausgehandelt werde, "in dem nicht der Profit, sondern die Menschenwürde den Takt vorgibt".

Vor Gott könne der Mensch frei glauben, denken und leben. "Doch das heißt nicht, dass alle machen können, was sie wollen. Im Gegenzug sind wir verantwortlich für das, was wir tun und lassen", erklärt Kuschnerus in einem Grußwort zum Reformationstag.

Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an die Anfänge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren. Die vom damaligen Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreiteten 95 Thesen gegen kirchliche Missstände wurden zum Ausgang einer christlichen Erneuerungsbewegung. Während der Gedenktag früher zur Abgrenzung der Protestanten gegenüber katholischen Christen genutzt wurde, wird er heute im Geist der Ökumene gefeiert - in diesem Jahr unter strengen Corona-Auflagen.

Nach Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen hatte im Juni 2018 auch der Landtag in Bremen dem Reformationstag als neuem gesetzlichen Feiertag zugestimmt. In Mecklenburg-Vorpommern ist er wie in ganz Ostdeutschland außer Berlin bereits seit der Wiedervereinigung ein gesetzlicher Feiertag.