"Ich glaube, eine solche Studie wird Entlastungscharakter haben, weil sie die Beamten von einem Generalverdacht frei machen wird", sagte die Pfarrerin, die Beauftragte für die Polizei- und Notfallseelsorge in der Evangelischen Kirche der Pfalz ist, in Neustadt an der Weinstraße dem Evangelischen Pressedienst (epd). Allerdings müsse bei einer solchen Studie wissenschaftlich sauber gearbeitet werden.
Für hochspekulativ hält Henning Erklärungsversuche, wie es zu den rechtsextremen Netzwerken in Hessen und Nordrhein-Westfalen kam. "Wir wissen hier zu wenig", sagte sie. Dass es auch in Rheinland-Pfalz einzelne Polizisten gebe, die rassistische und rechtsextreme Positionen verträten, schließe sie nicht aus. Eine Vernetzung rechtsextrem denkender Polizisten in Rheinland-Pfalz ähnlich wie in Nordrhein-Westfalen oder Hessen aber "kann ich mir schwer vorstellen", sagte sie.
Henning warnte davor, vorschnell die Strukturen in der Polizei für die Entstehung solcher Netzwerke verantwortlich zu machen. In Systemen, in denen Dienst am Menschen getan werde, wie beispielsweise auch in der Medizin, müssten sich Menschen aufeinander verlassen können. Das führe allerdings nicht zwangsläufig zu falsch verstandener Kameradschaft, in der Fehler anderer vertuscht würden, sagte Henning.
Die Polizeiseelsorgerin kritisierte, dass manche Menschen das Handeln von Polizisten in der Öffentlichkeit in den sozialen Medien brandmarkten. Wenn sie etwa Filmsequenzen von vermeintlichen Straftaten der Polizei verbreiteten, entstehe eine Misstrauenskultur. Diese untergrabe die polizeiliche Autorität. Polizisten werde ihre Arbeit erschwert, wenn sie als Erfüllungsgehilfen einer nicht vertrauenswürdigen Exekutive an den Pranger gestellt würden. Die Gewalt gegen Polizisten nehme immer weiter zu, beklagte Henning.
Zuletzt waren in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hessen rassistische Chats von Polizisten bekanntgeworden, dazu kamen rechtsextreme Verdachtsfälle beim Verfassungsschutz. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) lehnt nach wie vor eine Studie zu strukturellem Rassismus in der Polizei ab. Er drängt stattdessen auf eine breit angelegte Studie zu Rassismus in der Gesellschaft. Innenminister SPD-regierter Bundesländer, darunter Rheinland-Pfalz, kündigten eigene Polizeistudien an.