"Es ist allerhöchste Zeit, dass die Kirchen, ja alle Religionen sich bewegen", schrieb Käßmann in der "Bild am Sonntag". "Frauen sind es, die sie mit Ehrenämtern tragen, die den Glauben weitergeben, die treu die Gottesdienste besuchen." Auch weibliche Geduld kenne Grenzen, das zeige die katholische Bewegung "Maria 2.0", die für Frauenrechte kämpft.
"Warum haben Bischöfe, Kardinäle und Päpste Angst vor Frauen im geistlichen Amt?", fragte die Theologin. "Was kann Schlimmes passieren, wenn eine Frau Brot und Wein austeilt, Ehen segnet, Kinder tauft? Es macht das Gesicht aller Kirchen menschlicher!"
Die Abwehr der katholischen Kirche fuße nicht auf theologischen Gründen, nach der Auferstehung habe Jesus als erste Frauen mit der Verkündigung der Botschaft beauftragt, schrieb Käßmann: "Und das Argument, dass Frauen Leitungsfunktionen nicht zugetraut werden könnten, ist durch die Realität längst widerlegt."
Den evangelischen Kirchen werde vorgeworfen, sie hätten sich mit der Frauenordination dem Zeitgeist angepasst, schrieb die frühere hannoversche Landesbischöfin weiter: "Nein! Pastorinnen sind das Ergebnis eines langen theologischen Lernprozesses. Und wie gut, dass Kirchen lernen können." Im Übrigen stehe im Grundgesetz, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Sie finde nicht, dass Religionen sich davon ausnehmen können, betonte Käßmann.