Weinreich hat das Projekt am 22. August vor 25 Jahren bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Er sei noch am selben Abend zu Gast in der TV-Sendung "Hessenschau" gewesen", sagte der 65-Jährige in Darmstadt in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Neben dem Slogan habe er auch das sogenannte Facettenkreuz mit im Gepäck gehabt, das schließlich zum Logo der EKHN und damit zum Kernstück ihrer Corporate Identity geworden sei.
Entstanden sei die Kampagne zur Schärfung des evangelischen Profils in seiner Zeit als Öffentlichkeitsbeauftragter der Propstei Süd-Starkenburg ab 1994, sagte Weinrich. Mit daran gearbeitet hätten die Pröpste Heinrich-Nicolaus Caspary und Friedrich Weber, der theologische Referent von Kirchenpräsident Peter Steinacker, Klaus Bartl, sowie das Team der EKHN-Öffentlichkeitsarbeit um Joachim Schmidt. Ursprünglich seien zwölf Slogans in der Auswahl gewesen, etwa "evangelisch.basta, "evangelisch - tierisch gut!", oder "evangelisch - auf gutem Grund", wie zuletzt die EKD ihr Zukunftspapier betitelt hat.
Logo basiert auf griechischem Kreuz
Das Logo habe der damalige EKHN-Bauamtsleiter Hans Brischke aus dem griechischen Kreuz entwickelt und es "Schachtel- oder Quaderkreuz" genannt. Die Bezeichnung "Facettenkreuz" für die verschiedenen Facetten des kirchlichen Lebens stamme von Horst Knickel vom Verlag Neues Buch.
Die Gründe für das Evangelisch-Sein und das, "worauf Protestanten bauen und worauf sie stolz sind" sollten die Gemeinden im Diskurs selbst festlegen, erläuterte Weinrich, der zuletzt für die EKHN-Auftritte bei Hessen- und Rheinland-Pfalz-Tagen verantwortlich war. Gute Gründe seien etwa Gemeinschaft, Freiheit und Verantwortung des Einzelnen. Auf jeden Fall sollte die Schärfung des Profils nicht andere Religionen und Konfessionen abwerten. Was gegenüber den Katholiken auch gelang. So habe es etwa der damalige Mainzer Bischof Karl Lehmann begrüßt, dass die evangelische Kirche mit der Kampagne zu sich finden wolle.
Synode übernahm Kampagne für gesamte EKHN
1996 übernahm die Kirchensynode per Beschluss das Konzept für die gesamte EKHN. Fortan zeigten die Evangelischen zwischen Biedenkopf und Neckarsteinach im reinsten Wortsinn "Flagge": Das Logo prangte auf den sattlilafarbenen Bannern und Fahnen vor Kirchen und Gemeindehäusern, auf Briefpapier, Stempeln, Kugelschreibern, Lesezeichen, USB-Sticks, Krawatten, Einstecktüchern, Schirmen oder Biergläsern. Für die Vermarktung dieser Utensilien wurde ein "Lebensart"-Shop eingerichtet, der bis heute Artikel im Corporate Design der EKHN anbietet. Der Renner in der Corona-Pandemie - was Wunder - ist eine Mund-Nasen-Maske mit Facettenkreuz und der Aufschrift "... durchatmen" für 2,95 Euro das Stück.
Schließlich habe das Projekt "Evangelisch aus gutem Grund" mächtig Fahrt aufgenommen, sagte Weinrich. Überzeugt von der Notwendigkeit, zu zeigen, was Protestanten tun und für was sie stehen, hätten in den Folgejahren auch die Landeskirchen Berlin-Brandenburg, Hannover, Anhalt sowie einige Kirchenkreise in Westfalen und in Kurhessen-Waldeck das Projekt eingeführt. "Ich hatte damals die Idee, dass auch die Evangelische Kirche in Deutschland das Konzept übernimmt, zumal sie kein Logo hatte", sagte Weinrich.
Aber es kam anders, trotz allen Werbens. Als erste habe die Kirche Berlin-Brandenburg Mitte der 2000er Jahre das Logo wieder abgelegt, sagt Weinrich. Die anderen Landeskirchen folgten und entwickelten eigene Kampagnen. Inzwischen tauchten Slogan und Logo auch in der EKHN "nur noch sporadisch auf", bilanziert Weinrich. Auch von den Inhalten sei nicht mehr viel übrig geblieben.