Bielefeld (epd). Der Konfliktforscher Andreas Zick warnt vor einer weiteren Radikalisierung unter den Demonstranten gegen Corona-Beschränkungen. Die Bewegung sei durchsetzt von menschenfeindlichen Vorurteilen gegen Gruppen, sichtbar werde beispielsweise Antisemitismus, erklärte Zick am Dienstag mit Blick auf die Corona-Demonstrationen am Wochenende in Berlin. "Ohne Feindbilder funktioniert es nicht." Zudem werde der Rechtsextremismus, der bei den Demonstrationen mitlaufe, gestärkt, weil sich dieser "als 'normal' inszenieren kann und Aufwind bekommt", sagte der Extremismusforscher. Nach solche Großprotesten folgten in der Regel Aktionen im Kleinen, im sozialen Nahraum.
In den Bewegungen könnten sich kleinere Gruppen und Einzelpersonen hochgradig radikalisieren, erläuterte der Bielefelder Forscher. Die Attentäter von Halle und Hanau hätten genau diese Verschwörungsideen, die in Teilen auf den Protesten zur Sprache kämen, fest geglaubt und sich auf die Feindbilder eingeschworen. Viele Menschen, die sich den Coronaleugnern anschlössen, setzten sich in Distanz zur repräsentativen Demokratie. "Sie inszenieren sich als Opfer, was Versuche, sie anzusprechen blockiert", betonte Zick. Die Bewegung sei im Kern sehr autoritär. Sie definiere, wer zu dem guten und wer zum schlechten Volk gehöre.