Berlin (epd). Das Bundesinnenministerium und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verhandeln über eine Verlängerung des Suchdienstes zu Vermisstenschicksalen aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Gespräche liefen "in wohlwollender Atmosphäre", sagte eine Ministeriumssprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aufgrund der gesellschaftlichen Relevanz sowie der zuletzt wieder steigenden Zahl von Anfragen strebten beide Seiten an, den Dienst bis 2025, zwei Jahre länger als geplant, aufrechtzuerhalten.
2017 war entschieden worden, den Suchdienst "Schicksalsklärung Zweiter Weltkrieg" im Jahr 2023 zu beenden. DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt schrieb kürzlich in einem Gastbeitrag für den Fachdienst "epd sozial", der Entscheidung, den Dienst einzustellen, sei die Empfehlung einer Unternehmensberatung vorausgegangen. Diese habe einen starken Rückgang der Anfragen prognostiziert: "Die Initiative dazu ging nicht vom Deutschen Roten Kreuz aus." Das DRK habe damals für eine Fortsetzung der Suche bis mindestens 2025 plädiert.
Laut Hasselfeldt gingen 2019 über 10.000 Anfragen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg ein, oft von Enkeln oder Urenkeln, die etwas über das Schicksal ihrer Großmütter oder Urgroßväter erfahren wollten. In seltenen Fällen gelinge es den DRK-Rechercheuren heute noch, einst getrennte Angehörige zusammenzubringen.
Nach dem Ende des Kalten Krieges und der Öffnung der russischen Archive stieg die Zahl der Anfragen wieder - auf jährlich zwischen 20.000 und 40.000. Danach ging sie schrittweise zurück auf 8.000 bis 9.000 Anfragen zwischen 2016 und 2018.
Auch Flüchtlinge und Migranten, die von Angehörigen getrennt wurden, wenden sich an das DRK. 2019 gab es laut Hasselfeldt dazu 2.083 Suchanfragen. Zudem berate der Suchdienst Flüchtlinge und Spätaussiedler. "Die Aufgaben des DRK-Suchdienstes sind deshalb nicht nur historisch bedeutsam, sondern auch zeitlos aktuell", schrieb Hasselfeldt.
Die Ministeriumssprecherin versicherte, die internationale Suche und die Beratung von Spätaussiedlern und Flüchtlingen würden auch weiterhin aufrechterhalten. Seit 1953 finanziert das Bundesinnenministerium den Suchdienst komplett. Zuletzt erhielt das DRK aus dem Haus von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) jährlich rund 11,5 Millionen Euro.