Berlin (epd). Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinschaft Chabad Lubawitsch in Berlin, Rabbiner Yehuda Teichtal, hofft auf eine Signalwirkung durch den Prozess gegen den Attentäter von Halle. "Das Signal sollte sein, dass es in der Gesellschaft keinen Ort und kein Verständnis für rassistisches Gedankengut geben darf. Kurz: keine Toleranz für Intoleranz", sagte Teichtal der "Berliner Zeitung" (Donnerstag). Der Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde in Berlin wurde im vergangenen Jahr gemeinsam mit einem Sohn Opfer eines antisemitisch motivierten Angriffs.
Die Ermittlungen dazu seien "trotz eindeutiger Täteridentifizierung" inzwischen eingestellt worden. "Das finde ich sehr unglücklich, denn genau davon geht ein Zeichen für Inkonsequenz aus", sagte Teichtal weiter. Die Menschen müssten verstehen, "dass es kein Hassangriff auf eine Gruppe der Gesellschaft ist, sondern ein Angriff auf die Werte der Demokratie und damit ein Angriff auf die ganze Gesellschaft".
Teichtal betonte, "es geht darum nicht wegzuschauen. Intoleranz gegen eine Gruppe heute ist Intoleranz gegen eine andere morgen: Heute sind es Juden, morgen Muslime, Homosexuelle oder Frauen." Toleranz gründe auf dem Verstehen, dass alle Menschen nach dem Ebenbild Gottes gleich seien.
Seit Dienstag wird in Magdeburg gegen einen 28-Jährigen wegen Mordes in zwei Fällen und versuchten Mordes in weiteren Fällen verhandelt. Er hatte versucht am 9. Oktober 2019 am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur in der Synagoge von Halle mehr als 50 Menschen zu töten.