Stuttgarts evangelischer Stadtdekan Søren Schwesig hat sich empört über die Gewaltaktionen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt in der Nacht zum 21. Juni geäußert. Es sei notwendig, mit dem Strafgesetzbuch diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die ohne Rücksicht auf die Gesundheit von Menschen ihrem Hass und ihrer Lust nach Gewalt freien Lauf gelassen hätten, sagte Schwesig laut einer Mitteilung des Kirchenkreises. Gleichzeitig sei es die Verantwortung der Kirchen, gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen Institutionen, Jugendliche und junge Menschen etwa durch Streetworker zu erreichen, wie das durch die Mobile Jugendarbeit geschehe.
Seine Gebete gälten in diesen Tagen den Polizistinnen und Polizisten sowie allen anderen Blaulicht-Einsatzkräften, die unter Einsatz ihrer eigenen Gesundheit die Sicherheit der Stadt gewährleisteten, sagte Schwesig weiter. Er hoffe, dass die im Dienst verletzten Beamten bald wieder geheilt an Leib und Seele in den Dienst zurückkehren können.
Kritik an pauschalen Vorwürfen
Ulrich Enders, evangelischer Landespolizeipfarrer und Beauftragter für Notfallseelsorge, sieht in den Aktionen einen Trend, der sich schon seit Jahren schleichend angebahnt habe: "Eine völlige Missachtung und Respektlosigkeit gegenüber der Institution, die die Ordnung und Sicherheit unserer freien Gesellschaft aufrechterhält", sagte er. Er kritisierte zudem, dass der Polizei teilweise auch aus der Politik der pauschale Vorwurf des "latenten Rassismus" gemacht werde. "Das frisst bei vielen unserer Polizistinnen und Polizisten inzwischen wirklich ein Stück weit an der Seele", sagte Enders.
Letztlich lasse sich nicht klären, weshalb grade jetzt in Stuttgart Jugendgewalt eskaliert sei, sagte Klausjürgen Mauch, Leiter der Jugendsozialarbeit der Evangelischen Gesellschaft (eva) Stuttgart. Die Innenstadt-Randale, bei der zahlreiche Polizeibeamte verletzt wurden, werde wohl auch nicht mit einzelnen Maßnahmen abzustellen sein. Im Gespräch ist mittlerweile unter anderem ein Alkoholverbot in der Stuttgarter Innenstadt. Notwendig sei aber ein gemeinsames Konzept von Jugendhilfe und Drogenhilfe, um die Situation gar nicht erst entgleisen zu lassen, ist Mauch überzeugt. In den Jahren 2012 und 2013 habe es in der Stuttgarter Innenstadt das wissenschaftlich begleitete Projekt "Prävention alkoholbedingter Jugendgewalt" gegeben. Trotz großen Erfolgs sei eine Weiterführung dann aber an der Finanzierung gescheitert.