Hausarrest in Zeiten der Corona-Krise - so wurde der Lockdown von vielen Senioren empfunden, die aus Sicherheitsgründen zu Hause bleiben sollten. Jetzt gibt es einige Lockerungen, doch bis alle wieder ungezwungen zusammenkommen können, dauert es noch. Eine Gelegenheit zum Plaudern in freier Natur wurde in Forchheim geschaffen: Zwei Bänke laden zu einem Plauderstündchen auf der "Bank der Begegnung" ein. Sie stehen über Eck unter einem Sonnenschirm - drei Sitzkissen markieren den richtigen Abstand.
Die Gäste und Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen und Kirchengemeinden vermissen derzeit besonders die Begegnungen. So ging es auch Kathrin Reif, der Leiterin des Bürgerzentrums, die ihre Einrichtung seit Mitte März geschlossen halten musste. "Am Anfang war es noch nachzuvollziehen", sagt sie, "die Leute waren geduldig, aber mit der Zeit zeigte sich, dass Briefe und Telefonate einfach nicht mehr ausreichten."
"Die Sehnsucht war da, einfach mal wieder jemanden zu sehen. Da dachte ich mir, gut, innen ist nichts möglich, der Sommer naht - gehen wir doch nach draußen." Zur gleichen Zeit wurde die Ausgangsbeschränkung in eine Kontaktbeschränkung umgewandelt, und so stellten Kathrin Reif und Diakonin Beate Wagner im Rosengarten neben der Christuskirche eine "Bank der Begegnung" auf.
Ein scheuer Blick, ein Räuspern, dann eine Bemerkung übers Wetter: "Was für ein wunderbarer Sonnentag!" Wie geht es jetzt weiter? Wird die Banknachbarin antworten? Oder nervt sie das ewige Gerede über das Wetter? Aber wer sich auf diese Bank setzt, signalisiert: Ich habe Lust zuzuhören und Lust zu erzählen.
Der Duft der Rosen und das laute Zwitschern der Vögel vermitteln Geborgenheit. Hier lässt es sich entspannen - mitten in der Stadt - umgeben von vielen Häuserblöcken und doch in der Natur. Gleich vom ersten Tag an wurde die Bank gut angenommen. Seither legen hier jeden Tag Menschen einen Gesprächsstopp ein - natürlich im vorgeschriebenen Abstand. Auch jüngere Menschen lüden einander auf ein Plauderstündchen ein, erklärt Reif.
Hier gehe es nicht um Krisengespräch oder Seelsorge, sagt sie, sondern "einfach sich locker unterhalten, über das, was einen gerade beschäftigt". Tolle Gespräche über die Vergangenheit, über Sehnsüchte, über das, was die Menschen gerade vermissten, seien entstanden. "Aber immer war die Dankbarkeit da: Ich hab' mal wieder jemanden gegenüber."
"Viele waren das Sprechen gar nicht mehr gewohnt"
Egal ob es die junge Frau aus Syrien war oder die Seniorin, die in den letzten Wochen ihre Kinder nur sehen konnte, wenn diese für sie die Einkäufe erledigten - alle verweilten ein Weilchen und tankten auf. Viele waren das Sprechen gar nicht mehr gewohnt, erzählt Wagner. Eine ältere Dame habe ihr einmal gesagt, "meine Stimme ist schon ganz heiser, ich bin es gar nicht mehr gewohnt zu reden, weil ich hab niemanden mehr, mit dem ich reden kann". Sonst sei sie in den Seniorenkreis gegangen oder zweimal in der Woche zum Mittagstisch. Es blieben Fernsehen oder das Lösen von Kreuzworträtseln.
Auch die 85-jährige Ruth Hitschfel hat die Kontaktsperre nur schwer ausgehalten. Jetzt hat sie den Rollator vor die Haselhecke gestellt und sitzt zufrieden auf der Bank: "Ich durfte ja nicht einkaufen gehen, die Kinder sind für mich einkaufen gegangen", berichtet sie. Vor dem Haus sei sie hin- und hergelaufen. "Man wird ja steif und kann bald überhaupt nicht mehr laufen", sagt sie. Es sei furchtbar, dass es keinen Impfstoff gebe und man immer diesen Mundschutz tragen müsse, fügt die rüstige Seniorin hinzu, die in der Nachbarschaft lebt.
Ursprünglich war geplant, die Bank der Begegnung bis zum Ende der Pfingstferien stehen zu lassen, doch nun soll sie vorerst nicht abgebaut werden. Kathrin Reif hat Kontakt zum Seniorenbeauftragen der Stadt Forchheim aufgenommen und weitere solcher Bänke angeregt - dort, wo es viel Platz gibt, um Abstandsregeln einzuhalten.