epd: Seit acht Wochen stellst du jedes Wochenende einen kleinen Gottesdienst mit kurzer Predigt, Fürbitten, Vaterunser und Segen auf Instagram. Wie soll es weitergehen?
Steve Kennedy Henkel: Die Frage habe ich meinen Followern gestellt und die Antwort war eindeutig: In irgendeiner Form soll es weitergehen. Es hat sich tatsächlich in den vergangenen Wochen seit Beginn der Pandemie so etwas wie eine Instagram-Gemeinde gebildet. Sie besteht zum größten Teil aus Menschen, mit denen ich nur über Instagram in Kontakt bin, und sie feiert digital. Das ist eine neue Form und etwas anderes als ein normaler Gemeindegottesdienst am Sonntag in der Kirche per Livestream nur ohne Menschen. Ich glaube, dass die Krise auch eine Zeit für Innovationen bedeutet. Diese neue Form der digitalen Gemeinde kann eine Innovation sein. Da ist - aus der Not heraus - etwas Nachhaltiges entstanden.
Inwiefern funktioniert deine Instagram-Gemeinde anders als eine klassische Ortsgemeinde?
Henkel: Mehr als bei analogen Gemeinden ist sie auf den Pfarrer zentriert. Die Menschen, die sich meine Inhalte ansehen und mir schreiben, machen das, weil das, was ich von meinem Leben teile, ihnen sympathisch ist oder sie interessiert. Irgendwie kennen sie mich, und wir stehen in einer Beziehung. Menschen schreiben mir, wenn die Mutter im Sterben liegt oder jemand im Krankenhaus ist. Wenn man auch teilen würde, was nicht gut ist, würde sich niemand damit so allein fühlen, denn es geht uns ja allen mal so. Cool wäre, wenn Instagram auch ein bisschen was von einer Selbsthilfegruppe bekäme, wo nicht alle immer so tun müssen, als wären sie High-Performer.
Wie kannst du deinen Hauptberuf und deine Arbeit auf Instagram unter einen Hut kriegen?
Natürlich ist Instagram eher mein Hobby, als Teil meiner täglichen Arbeit als Pfarrer für Nachwuchsgewinnung und dem Dienst in der Gemeinde. Darüber denke ich gerade nach und habe noch keine "Lösung" gefunden. Ich merke zum Beispiel, dass ich bei Seelsorge über Instagram an Grenzen komme. Im Chat fehlt mir oft die physische Präsenz. Ich biete dann auch ein Telefonat an oder, gerade wenn es datenschutztechnisch schwierig ist, wechsele ich zu E-Mails. Manchmal muss ich dann aber auch sagen, dass ich jemanden nicht begleiten kann, weil ich ihm nicht die Zeit und Aufmerksamkeit schenken kann, die angemessen wäre.