Frankfurt a.M. (epd). Der Schweizer Kapitalismuskritiker Jean Ziegler (geb. 1934) hält trotz globalen Leids eine Rettung der Welt für möglich. "Jährlich verhungern weltweit etwa neun Millionen Menschen. Doch ich bin voller Hoffnung", sagte er dem evangelischen Monatsmagazin "chrismon" (Mai-Ausgabe). Mit Massenbewegungen wie "Fridays for Future" gingen Millionen Kinder und Jugendliche auf die Straßen. "Oder die vielen Helferinnen und Helfer auf dem Mittelmeer, sie setzen ihr Leben ein, um Menschen zu retten", führte Ziegler aus. Ziegler war Soziologie-Professor in Genf und Paris, außerdem UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Im Januar ist sein neues Buch "Die Schande Europas. Von Flüchtlingen und Menschenrechten" im Bertelsmann Verlag erschienen.
Er fürchte den Tod, sagte Ziegler weiter, er habe aber auch eine Gewissheit: "Da wartet jemand auf mich - meine Eltern, enge Freunde oder der liebe Gott in Person." Trotz Angst vor Schmerzen sei er neugierig, was ihm bevorsteht: "Das erscheint mir als ein unglaubliches Abenteuer."
"Warum gibt es das Böse in der Welt? Warum einen Putin, einen Assad?", fragte Ziegler in dem Interview mit "chrismon", angesprochen darauf, ob er eine Vorstellung von Gott habe. Doch er werfe Gott diese "absurde Weltordnung" nicht vor, dieses Mysterium müsse man akzeptieren. Gott habe uns die Kraft gegeben, gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt zu kämpfen. "Und das tue ich. Ich bin hier, um denen zu helfen, die keine Stimme haben."