Auch könnten arme Menschen kaum ihre während der Pandemie angehäuften Schulden begleichen, sagte der Sprecher der Arbeitgemeinschaft der Diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz. Die Pfälzer Kirche und ihre Diakonie hätten zwar einen Notfonds von rund 40.000 Euro für Bedürftige aufgelegt, müssten aber schon "jetzt überlegen, was nach der Krise passiert", sagte Bähr. Aufgrund der Corona-Krise gehe er von Kirchensteuereinbrüchen in den kommenden Jahren von 10 bis 20 Prozent aus. Deren Auswirkungen schlügen etwa fünf Jahre zeitversetzt auf die Betreuungs- und Beratungsangebote der Diakonie durch.
In Kirche und Diakonie werde man "den Gürtel enger schnallen müssen", sagte der Theologe. Schon jetzt müsse eine Debatte darüber geführt werden, in welchen kirchlichen Arbeitsbereichen am ehesten eingespart werden könne. Die "Krux" in der Kirche sei aber, dass solche unangenehmen Entscheidungen "auf die lange Bank geschoben" würden, kritisierte der Diakoniepfarrer.
Die diakonische Arbeit der Kirche stehe finanziell stark unter Druck, mittelfristig sei die Existenz mancher diakonischen Träger bedroht. Der Staat müsse deshalb einen "Schutzschirm" für die soziale Arbeit spannen, appellierte Bähr. Eine Verstaatlichung des Gesundheitssystems und eine "Kapitalisierung" der Pflege, die den Profit über die Würde des Menschen stellten, müssten verhindert werden.
"Nach Bonus bessere Bezahlung in der Pflege nötig"
Die Corona-Krise zeige, dass dringend mehr Geld in die Pflege investiert werden müsse, appellierte Bähr. Mehr Pflegekräfte seien vor allem in Einrichtungen der Altenpflege nötig. Deren bessere Bezahlung werde für die Bürgerinnen und Bürger aber steigende Krankenkassenbeiträge zur Folge haben.
Als ein "gutes Signal" bezeichnete Bähr die geplanten Bonuszahlungen für die Altenpflege in der Corona-Krise. "Aber wir brauchen dauerhaft eine bessere Bezahlung der Pflegedienste", sagte er. Zudem gebe es andere Personengruppen, die ähnlichen Belastungen ausgesetzt seien, etwa Reinigungskräfte oder Beschäftigte in der Behindertenhilfe. Diese würden bei den Plänen für eine Prämie nicht berücksichtigt.
Wichtig sei auch, dass Deutschland seine eigenen Kapazitäten bei Impfstoffen und anderen Bedarfsmitteln für den Gesundheitsbereich ausbaue und sich nicht zu sehr abhängig von globalen Marktkräften mache, merkte Bähr an. Ein gesamteuropäischer Pandemie-Plan hätte demnach die starken Versorgungsengpässe bei der Schutzkleidung in der Krise verhindern können.