Berlin (epd). Flüchtlinge aus dem überfüllten Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos haben die EU mit einem dramatischen Appell um Hilfe gebeten. Die fast 24.000 Menschen, die dort derzeit unter unmenschlichen Bedingungen leben müssten, befänden sich wegen der Coronavirus-Pandemie inzwischen in einer doppelten Krise, heißt es in dem Appell "Dringender Hilferuf aus dem Moria Camp in Zeiten von Corona", den der Berliner "Tagesspiegel" veröffentlicht hat (Freitag, Online).
Unter anderem alte und kranke Menschen müssten das Lager sofort verlassen können, heißt es weiter. Sollte sich das Virus ausbreiten, wäre dies "wie ein Todesurteil für alte, kranke und andere schutzbedürftige Personen". Außerdem müssten Wasserversorgung, Brandschutz, Hygiene und Müllentsorgung verbessert werden.
"Wir sind Geiseln der Umstände, für die wir nicht verantwortlich sind", heißt es in dem Appell der Flüchtlinge: "Wir können nicht gegen ein Virus kämpfen ohne minimale Hygienestandards und Möglichkeiten, uns zu schützen." Die Empfehlungen zur Eindämmung des Coronavirus könnten trotz eigener Vorsichtsmaßnahmen kaum eingehalten werden. Kranke könnten nicht isoliert werden, weil kein Platz dafür sei, zum Händewaschen stehe nicht ausreichend Wasser zur Verfügung.
"Wir sind alle nach Europa gekommen, weil wir wie Menschen leben wollen und weil wir die Gewalt, die Kriege und die Verfolgung, mit der wir alle konfrontiert waren, nicht mehr ertragen konnten", heißt es in dem Appell an die EU, die Regierungen der europäischen Staaten und die Öffentlichkeit: "Wir sind in Europa, und wir brauchen Europa, um zu überleben."