Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchen haben die Gläubigen an Karfreitag zu Hoffnung trotz der derzeitigen Corona-Pandemie aufgerufen. In diesen Frühlingstagen sei das Glück des Aufbruchs zu spüren, sagte der sächsische Landesbischof Tobias Bilz in einem ARD-Fernsehgottesdienst aus der Dresdner Frauenkirche. "Das kann unser Herz mit Dankbarkeit erfüllen." Wichtig in schweren Zeiten seien nicht die Unterschiede zwischen Gläubigen und Ungläubigen, zitierte Bilz den vor 75 Jahren von den Nationalsozialisten ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer. In solchen Zeiten sei das Menschsein wichtig.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wandte sich gegen die Vorstellungen des Coronavirus' als Strafe Gottes. Er wolle mit einem strafenden Gott nichts zu tun haben, sagte er in seiner Karfreitags-Predigt in der Münchner St. Matthäuskirche, die im Radio übertragen wurde. "Wir kennen menschliche Kälte - und es gibt auch so etwas wie göttliche Kälte, die begegnet uns in solchen Gottesvorstellungen." Diese hätten aber "nichts zu tun" mit der "radikalen Liebe Jesu".
Die Dunkelheit greife in den Tagen der Corona-Pandemie nach vielen Menschen, sagte der Ratsvorsitzende. Die Sorgen um die eigene Gesundheit, die Gesundheit der Familie, die Ängste um die eigene wirtschaftliche Existenz, das Unternehmen. Zugleich sei untersagt, was Trost und Halt gebe. "Man darf sich nicht berühren, man darf nicht zusammenkommen." Doch die Erinnerung am Karfreitag, dass Gottes Sohn selbst durch solches Dunkel gegangen ist, könne Kraft und Hoffnung spenden.
Der Weltkirchenrat und der Lutherische Weltbund riefen die Menschen zu einem festen Glauben an die Überwindung der Corona-Pandemie auf. "In diesem Jahr feiern wir Ostern unter erschwerten Bedingungen und in einer schlimmen Situation", heißt es in der Osterbotschaft des Weltkirchenrates. "Und dennoch bleibt die Osterbotschaft auch unter diesen traumatischen und schmerzhaften Bedingungen weiterhin eine freudige Botschaft, die Mut und Hoffnung vermittelt."
"Die Pandemie bringt ans Licht, in was für einer ungerechten Welt wir leben", erklärte der Lutherische Weltbund. Sie sei Beweis für die schwere Krise unseres aktuellen neoliberalen Wirtschaftsmodells und die Ineffizienz der Politik. Das Wort Christi könne jedoch Trost spenden und Ruhe und Gelassenheit schenken, die die Menschen in dieser von Schmerz, Verlust, Trauer, Unsicherheit und Leid geprägten Zeit bräuchten.
Angesichts der existenziellen Bedrohung vieler Menschen durch die Corona-Pandemie hadert der hannoversche Landesbischof Ralf Meister mit seinem Glauben. "Es sind Tage, ehrlich, an denen ich manchmal den Glauben an Gott verlieren könnte", sagte er in einem online verbreiteten Video-Gottesdienst aus der leeren Marktkirche in Hannover. Aber er sei überzeugt, dass Gott "wie wir daran leidet, dass die Welt ist, wie sie ist". Trost finde er in seinem Glauben an die Solidarität Gottes mit den Menschen.
Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein nimmt in der Corona-Krise eine neue gesellschaftliche Einigkeit wahr. Die Krise zeige, "wie einig wir uns dann doch in bestimmten Grundfragen sind", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Das Miteinander in dieser Krise beweise, "dass die vielbeschworene Spaltung nicht so stark ist wie gedacht". Verzicht werde in Verantwortung für die Schwächsten in der Gesellschaft geübt, um Menschen vor Ansteckung zu schützen.
Stäblein: Corona eint die Menschen
Dennoch müsse auch bald über eine Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nachgedacht werden, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. "Wir müssen immer wieder schauen, ob es noch richtig ist, was wir gerade tun. Das kann sich ja nicht von selber verstetigen."
Der Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, rief die Gläubigen auf, das Kreuz als Heilmittel zu sehen, das Trost schenke. "Das Kreuz unseres Herrn will gebraucht werden und Gebrauchsspuren annehmen. Nur so ist es wirksam", sagte Bätzing am Karfreitag im Hohen Dom zu Limburg. Es zu beladen mit den eigenen Nöten, der eigenen Unruhe und der Einsicht, schuldig geworden zu sein und versagt zu haben. Vor und unter dem Kreuz versammle man sich auch am Karfreitag zu den großen Fürbitten für Menschen jeden Glaubens und aller Lebenslagen. "Da ist heute gut sein", sagte Bätzing.