Berlin (epd). Der Bundesverband unbegleitete minderjähriger Flüchtlinge (BUMF) kritisiert die vom Koalitionsausschuss festgelegten Kriterien zur Aufnahme von Kinder und Jugendlichen aus griechischen Lagern als viel zu eng gefasst. "Jeden Monat werden bei uns rund 1.000 Plätze in betreuten Wohngruppen für geflüchtete junge Menschen frei", schreibt Referent Tobias Klaus in einem Gastbeitrag für den Fachdienst "epd sozial". Allein in den zurückliegenden drei Monaten hätten knapp 3.400 junge Menschen, die zwischenzeitlich volljährig geworden sind, die Einrichtungen verlassen. Platz genug sei also vorhanden.
EU-weit sollen bis zu 1.600 Kinder und Jugendliche aus den Lagern aufgenommen werden. Über die Modalitäten und die einzelnen Kontingente von bislang sieben EU-Staaten, die Mädchen und Jungen aufnehmen wollen, wollten am Freitag die EU-Innenminister in Brüssel beraten. Auch Deutschland ist als Teil der "Koalition der Willigen" grundsätzlich zur Aufnahme bereit.
Neun Bundesländer, Dutzende Kommunen und Jugendhilfeträger hätten sich schon zur Aufnahme der Mädchen und Jungen bereiterklärt, betonte Klaus. Er verwies darauf, dass das Bundesinnenministerium den Bundesländern erlauben könne, geflüchtete Menschen in einer humanitären Notsituation aufzunehmen. "Die Länder können gemäß § 23 Absatz 1 des Aufenthaltsgesetzes ihre Bereitschaft zur Aufnahme erklären und eine Aufenthaltserlaubnis erteilen."
Der Experte verwies zudem auf ein Rechtsgutachten, das vom grünen EU-Abgeordneten Erik Marquardt in Auftrag gegeben wurde. Demnach darf das Bundesinnenministerium aufnahmebereiten Bundesländern die Zustimmung nicht verweigern, wenn sie "vulnerable Personen", wie etwa unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, aufnehmen wollen.
Kritisch sieht Klaus die im Koalitionsbeschluss festgelegte Beschränkung auf wenige Personengruppen. Nur schwer kranke Kinder und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter 14 Jahren - "die meisten davon Mädchen" - sollen einreisen dürfen.
Nach letzten vorliegenden UN-Zahlen sind laut Klaus nur 7,5 Prozent der 4.962 Minderjährigen, die ohne ihre Eltern in Griechenland leben, unter 14 Jahre alt. Das wären 372 unbegleitete Kinder, die insgesamt auf alle aufnahmebereiten EU-Staaten verteilt werden. Der Mädchen-Anteil liegt zudem lediglich bei 6,6 Prozent. "Wird auch dieses Kriterium angewendet, bleiben statistisch gesehen 25 Mädchen unter 14 Jahren übrig", so Klaus. Das sei eine traurige Zahl, angesichts des Leids von rund 5.000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Griechenland.